Immer wieder wird hier ja der Bei-packzettel des Biodiversitäts-abos veröffentlicht, um einfach aufzuzeigen worum es geht.
Ausschnitte aus dem Juli Variante:
Diesen Monat gibt es folgende Köstlichkeiten in der Kiste: ¹
>>> Buschbohnen vom Hofkollektiv Bienenwerder
>>> Spitzkohl von der Kommune Güstriz
>>> blauer Kohlrabi ebenfalls von der Kommune Güstriz
>>> Apfel-Mango-Saft aus der Mosterei Ketzür
>>> geräucherter Tofu mit regionalem Gemüse vom Kollektiv Soy-rebels aus Berlin
>>> Beluga-Linsen vom Longo Mai Hof Uhlenkrug
>>> Apfel-Sellerie-Saft von der Kommune Karmitz
Bevor auf die einzelne Produkte eingegangen wird, muss hier mal allgemein zum Gemüse in der Kiste angemerkt werden, das es ’samenfest‘ ist.
In den letzten Jahren ist das Bewusstsein zu dem Thema gestiegen, aber nicht nur auf der theoretischen Ebene, sondern auch bei Bäuer*innen, Gärtner*innen und in Projekten. Viele solidarische Landwirtschaftsprojekte haben das Thema auf ihrer Agenda. Aber auch bei Kund*innen steigt das Interesse. So dass es mittlerweile in gut sortierten Bioläden oft beispielsweise samenfeste Möhren zu kaufen gibt.
Was bedeutet samenfest?
Als samenfest werden diejenigen Sorten bezeichnet, von denen mensch im Garten selbst Samen gewinnen und nachbauen kann, ohne dass die Eigenschaften der Sorte in der nächsten Generation/Saison verloren gehen!
Die im Super- oder Baumarkt verkaufte Sämereien sind meistens Hybridsorten. Aber warum überhaupt Hybrid-Sorten?
Hybrid-Saatgut ist auf mehreren Ebenen gut für die industrielle Landwirtschaft. Auf dem Feld zeichnen sich Hybrid-Züchtungen durch eine große Gleichförmigkeit (in Geschmack, Form, Größe und Reifezeitpunkt) aus. Damit lässt sich dann, der kapitalistischen Sichtweise folgend, effizienter handeln (in größeren Margen, europaweit, mit vermeintlich weniger ‚Schwund‘, …).
Die Gurke ist dafür ein gutes Beispiel: Es wird behauptet, die Kund*innen würden gerade Gurken wollen. Den meisten Verbraucher*innen ist es tatsächlich total Schnuppe, ob die Gurke eine Krümmung hat. Aber der Handel/dessen Lobby hat die Einführung von bestimmten Handelsklassen gefordert. Damit der Großhandel aus Deutschland ‚über die gleiche Qualität‘ spricht wie der Zwischenhandel in Spanien, Griechenland oder Holland, wenn über Handelsklasse 2 gesprochen wird. In der Handelsklasse „Extra“ darf die Gurke maximal eine Krümmung von zehn Millimetern auf zehn Zentimetern Länge aufweisen.
Hybrid-Saatgut kann mensch nicht selbst vermehren. Zwar wollen sowieso nicht alle Gärtner*innen ihr Saatgut selbst gewinnen, aber dennoch ist vielen die Frage, wie es vermehrt worden ist, wichtig. Ein Großteil der samenfesten Sorten wird in kleinen Betrieben produziert, sie sind regional angepasst(er) und haben Eigenschaften, die Klein(st)-Produzent*innen benötigen, wie z.B. eine längere Ernte-Periode, statt einer Zucchini-, Gurken- oder Tomaten-Schwämme innerhalb von 2-3 Wochen.
Wenn mensch das Saatgut einer Hybridsorte gewinnt und aussät, werden Samen mit ganz verschiedenen Eigenschaften keimen, so wie sie im Ausgangssaatgut vorhanden waren. Das kann dann so aussehen, dass ein großer, gelber, schmackhafter Mais im nächsten Jahr kleine, rote Kolben hat, die zwar noch schmecken, aber mickrig sind und gleichzeitig gelbe, fast geschmacklose, ganz große Kolben trägt. Das ist ein ‚Trick‘ der Saatgut-Monopolisten, um die Leute als Kund*innen an sich zu binden und zum erneuten Kauf zu zwingen.
In manchen Ländern, wie beispielsweise Mexiko, gibt es bei bestimmten Gemüsesorten bereits keine samenfesten und regional angepassten mehr. Diejenigen, die diese Gemüsesorten anbauen, haben dadurch bereits ihre Unabhängigkeit von Finanz- und Saatgutkonzernen verloren.
Das Vorhandensein samenfester Sorten ist die Vorraussetzung dafür, dass viele Menschen unabhängig ihr Saatgut selbst gewinnen, selektieren und regional angepasstes Saatgut züchten können.
>>> Spitzkohl von der Kommune Güstriz
Ist Kohl nicht ein Lager-, bzw. Wintergemüse?
Das dachten wir auch, bis wir den Anbauplan mit den Projekten gemacht haben. Aus Güstriz kam der Vorschlag, im Sommer mit Spitzkohl zu starten. Eigentlich kann Spitzkohl, unter Folie angebaut, bereits ab Mai geerntet werden. Er kann wie Wirsing oder Weißkohl gekocht werden, wegen seiner zarten Blattstruktur ist die Garzeit jedoch kürzer und er eignet sich ausgezeichnet für Salate und als Rohkost.
>>> Buschbohnen von dem Hofkollektiv Bienenwerder
Buschbohnen, auch Dicke Bohnen oder Puffbohnen genannt, ist eine Bohnenart die gut in der Region wächst. Die Bohnen können grün und getrocknet gegessen werden.
>>> blauer Kohlrabi von der Kommune Güstriz
Kohlrabi, ist nun nicht besonders ungewöhnlich, aber da es hier laut Wikipedia einen vermehrten Einsatz von Hybridsaatgut gibt, ist es wichtig auch hier samenfeste Sorten zu fördern! Wikipedia schreibt: “Es gibt etliche Sorten, in Deutschland 30 weiße und 14 blaue Kohlrabi-Sorten. Es setzen sich vermehrt Hybrid-Sorten durch. Wichtige Eigenschaften sind: Ertrag, geringe Neigung der Knollen zum Verholzen und Platzen und Schnellwüchsigkeit
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Kleiner Tip:Kohlrabi-Blätter können immer mitverarbeitet werden. Denn sie enthalten besonders viele Vitamine und Mineralstoffe und sind dadurch noch wertvoller als die Kohlrabi-Knolle oder einfach eine Kohlrabi-bätter-suppe kochen.
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>>> geräucherter Tofu mit regionalem Gemüse von dem Kollektiv Soy-rebels aus Berlin
Das Kollektiv verarbeitet gentechnikfreie Bio-Sojabohnen aus Süddeutschland zu verschiedenen Sorten Räuchertofu und verwendet dabei Zutaten, die auch in unseren Breitengraden wachsen. Diesmal mit Brandenburger Gemüse, durch Räuchern haltbar gemacht.
>>> Beluga Linsen vom Longo Mai Hof Uhlenkrug
Der Verbrauch und Anbau von Linsen, was früher eines der Grundnahrungsmittel in Deutschland war, ist stark zurückgegangen.
Das ist sehr schade, da es eine große Vielzahl an interessanten Linsensorten gibt. Da in Deutschland die Erträge aufgrund der unstetigen Wetterlage stark schwanken, findet der kommerzielle Anbau heute vor allem in Regionen statt, die gleichmäßigere klimatischen Bedingungen haben.
Am Geschmack kann es eigentlich nicht liegen, denn aus Linsen können viele sehr leckere, kalte und warme Speisen zubereitet werden. Gerade für Leute, die kein Fleisch essen oder ganz auf tierische Produkte verzichten, sind Linsen ein tolles Nahrungsmittel, da es sehr eiweißhaltig ist.
Allgemein gilt als guter Tipp: “Würzen gegen Pupsen” mit Kümmel, Kreuzkümmel, Fenchel und/oder Anis
Ansonsten bleibt nur noch der Hinweis: Für’s Zubereiten ganz wichtig: Salz erst am Ende der Kochzeit dazugeben; ohne vorheriges Einweichen ca. 20-30 min. kochen lassen.
Ach ja, und weil auf dem Ulenkrug die Linsen in Mischkultur wachsen,
findet sich (trotz handverlesener Ware!) vielleicht noch das ein oder
andere „fremde“ Körnchen drin. Vielleicht nochmal nachsortieren. Das sollte den Genuss aber nicht stören!
Viel Spaß beim Kochen, Knabbern und Saftschorle in der Sonne genießen!
HERBIE
für das Projekt Schnittstelle
¹ – Die jeweilige Zusammensetzung der Kisten variiert (Variationen sind nötig und möglich, u.a. wegen angegebener Einschränkungen und individueller Wünsche, wie z.B. immer ein Brot)
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