Der AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V.) hat gerade eine aktualisierte Faktensammlung zu der Studie ‚System billiges Schweinefleisch – Folgen der europäischen Exportindustrie für bäuerliche Strukturen in Deutschland und Bedeutung für Entwicklungsländer.‘ veröffentlicht.
Der Hinweis kam über die Pressemitteilung, ‚Keine Zukunft für Megaställe und Exportweltmeister‘ anlässlich der Demonstration am 29. Juni in Haßleben.
“ Am 29. Juni 2014 ruft das breite Agrarbündnis der Kampagne „Meine Landwirtschaft“ erneut zu einer „Wir haben es satt“-Demo auf. Diesmal in Haßleben, Brandenburg. Aufhänger dieser Demonstration ist ein geplanter Stall mit 36.000 Plätzen für Schweine. Dieser Megastall ist ein Symbol einer verfehlten Agrarpolitik in Deutschland.
Sybilla Keitel, Bürgerinitiative „Kontra Industrieschwein Haßleben“: „Mit der Genehmigung stellt sich das Land Brandenburg in den Dienst eines privaten Investors aus Holland, dem der Bau solcher Anlagen in seinem Land aus guten Gründen verwehrt wird. Wir sehen die Verantwortung unseres Ministerpräsidenten allerdings darin, auch die Menschen im Osten Deutschlands vor den Folgen einer solch gigantischen „Fleischproduktion“ zu bewahren, anstatt deren Widerstand als „blauäugig“ und „naiv“ abzuqualifizieren. Über die fürchterlichen Bedingungen sowie die globalen Konsequenzen ist inzwischen jeder informiert. Ob ein Politiker von Weitsicht geleitet ist, der die Tourismuschancen der Uckermark preist und sie gleichzeitig zur Verklappung der Fäkalien von 36.000 Schweinen freigibt, ist eine legitime Frage.“
Bernd Voß, Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft:
„Systematisch schwillt unsere Produktion von Schweinefleisch in Europa an. Deutschland ist ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung und verzeichnet seit wenigen Jahren eine steigende Überversorgung mit Schweinefleisch, zuletzt von 16 Prozent im Jahr 2012. Mit dieser Mengenausdehnung sind auch die Erzeugerpreise kräftig unter Druck geraten. Das Schweinefleisch ist dadurch billig geworden und deckt nicht mehr die Kosten bäuerlich wirtschaftender Betriebe. Diese Mengenausdehnung nutzt nur der Fleischindustrie, die immer mehr Weltmarktanteile anvisiert.“
„Auch ohne das stillgelegte Instrument Exportsubventionen steigen die Exportmengen aus Deutschland an. Trotz eines leichten Rückgangs im vergangen Jahr liegt der Zuwachs von deutschen Schweinefleischexporten auf dem Weltmarkt von 2000 bis 2013 bei knapp 600 Prozent. Das ist besorgniserregend, denn den Entwicklungsländern wird durch die Handelspolitik der EU, die immer mehr Marktöffnung einfordert, die Möglichkeit genommen, sich vor marktverzerrenden Importen zu schützen“, sagt Berit Thomsen, Autorin der Studie.
„Die starke Ausweitung der Schweinemast in Deutschland basiert auf steigenden Importen von gentechnisch veränderter Soja aus Entwicklungsländern. Der industrielle und monokulturelle Sojaanbau in den in südamerikanischen Anbauländern geht häufig mit gravierenden Menschenrechtsverstößen und dramatischen Umweltproblemen einher. Diese Probleme werden durch die steigende Sojanachfrage aus Deutschland weiter verstärkt. So sind die deutschen Einfuhren von Sojafuttermitteln zwischen 2001 und 2010 um 52 Prozent gestiegen. Auf die Fläche umgerechnet beansprucht Deutschland mittlerweile zwei Millionen Hektar außereuropäische Fläche für die Futtermittelproduktion. Wir sind hier mit einem gravierenden Nachhaltigkeitsproblem konfrontiert, das endlich von der Bundesregierung angegangen werden muss,“ so Stig Tanzmann, Referent für Landwirtschaft, Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst.
* Hintergründe zur Aktion in Haßleben am 29. Juni und zum bundesweiten Netzwerktreffen „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ in Templin am 28. Juni.
* Link zur Studie „System billiges Schweinefleisch“ und aktualisierte Faktensammlung zur Studie.