Bio-Div-Abo – Dezember – 2019 Tour 1

Hallo Freund*innen der Agrar-Diversität, des Wintergemüses und der Alternativen jenseits von Monokulturen und Agrarindustrie,

(Hier ist der dem Abo beigelegte Beipackzettel der Dezember 2019-Kiste des Bio-Div-Abos. Damit Du/Ihr eine Idee bekommt worum es geht.) Im Abo gab es eine Auswahl der folgenden Sachen.

Ihr haltet den Beipackzettel der Dezember 2019-Kiste des Bio-Div-Abos in Euren Händen, diesmal mit:

>>> KartoffelnvonLongo Maï

>>> Sellerievon Ludwig aus Börnicke

>>> Kürbis vom Hofkollektiv Bienenwerder

>>> Pastinakenvon Ludwig aus Börnicke

>>> Apfel-Mango-Saft aus der Mosterei Ketzür

Variationen möglich mit

>>> Open-Source-Brot vom Kollektiv Backstube gebacken

>>> Apfelsaft aus der Mosterei Karmitz

Die jeweilige Zusammensetzung variiert, der Warenwert ist

immer ca. 18 € (Variationen nötig und möglich, u.a. wegen den

angegeben Einschränkungen, bzw. individuellen Wünschen)

Das Abo besteht wie immer aus gentechnikfreien Lebensmitteln, die u.a. aus samenfestem Saatgut gezogen wurden, bzw. aus Misch-Saft aus regionalen Äpfeln und aus fair gehandelten Zutaten, die großteils in solidar-ökonomischen Strukturen verarbeitet wurden.

+++ News zum Lastenrad +++

Das Lastenrad ist da! Besten Dank nochmal allen Unterstützer*innen! Bei dem zweiten „kleinen“ Auslieferungstermin im November habe ich schon damit ausgeliefert. Es hat super geklappt. Bei der aktuellen, „großen“ Tour wird das Abo am Mittwoch damit ausgeliefert. Nun muss ich mich nur noch um eine individuelle Plane und einen Aufbau kümmern und dann ist es perfekt. +++

Wichtige Info zur Januar-Kiste: Da der erste Mittwoch im Januar ein Feiertag ist, wird das Ausliefern und Abholen am 8. und 9. Januar stattfinden.

Seit Mitte November gibt es nun ein neues Bio-Div-Brot. Um Diversität geht es dabei eher mit einem Blick in die Zukunft. Denn es geht bei der Hauptzutat des Brotes nicht um den Erhalt einer alten Sorte. Es werden neue Wege bei der rechtlichen Sicherung von Züchtung aufgezeigt, nämlich Open Source beim Thema Saatgut. In Deutschland wurde diese Idee des Open-Source-Saatguts 2016 vorgestellt, mit einer feierlichen Präsentation der ersten Tomatenpflanzen aus Open-Source-lizenziertem Saatgut. Seitdem ist die Anzahl an Sorten gestiegen, die unter dieser Lizenz geführt werden. Verfügbar sind bis jetzt zwei Winterweizensorten, eine Sommerweizensorte, eine Paprikasorte, eine Zuckermaissorte, eine Römersalatsorte und zwei weitere Tomatensorten.

Mit dem Brot soll die Idee nun weiter verbreitet werden. Bei der Backstube ist es aktuell das Biodiversitätsbrot. Es gibt in Berlin bei anderen Bäckereien, die auch bei dem Projekt mitmachen, auch andere Brotsorten aus diesem Open-Source-Weizen. Eine Übersicht über die Mitbackenden findet Ihr unter https://opensourceseeds.org/node/265 .

Vielleicht macht es Sinn, hier ein wenig auszuholen, um die Idee zu verstehen. Saatgut war eigentlich immer ein Commons, das heißt, dass die Bäuer*innen und Gärtner*innen Saatgut immer frei getauscht und Sorten weiterentwickelt haben, in der Regel wohl ohne weiteren materiellen Gegenwert. Mit dem Aufkommen einer „industrialisierten“ Landwirtschaft und dem Ausdifferenzieren der Arbeitsbereiche, wurde eigentlich zum Schutz der Saatgut-kaufenden Bäuer*innen und Gärtner*innen ein Saatgutrecht eingeführt. Es soll einen gewissen Standard garantieren, z. B. Keimfähigkeit und zugesagte Eigenschaften der Sorten … . Nun wurde aber Saatgut zu einer lukrativen Angelegenheit, da Züchter*innen ihr Geld damit verdienen, wenn sie Saatgut weiterentwickeln und verkaufen.

Aber es ist für die Saatgutfirmen natürlich noch lukrativer, wenn die Anbauenden nicht nur einmal Saatgut kaufen und es dann selber weiter vermehren könnten. Wenn Bäuer*innen das machen, gibt es sogenannte Nachbaugebühren. Auch die sind umstritten und seit Jahren gibt es aus dem Umfeld von der AbL¹ auch eine Kampagne gegen eben diese Nachbaugebühren.

Und mit Hybridsaatgut ist der weitere Anbau aus eigenem Saatgut so gut wie unmöglich. Denn die Hybridsorten sind nicht langfristig stabil und haben nur in der ersten Generation die bei der Züchtung erwünschten Merkmale. In den nächsten Generationen verlieren sie die gewünschten Eigenschaften und entwickeln sich teilweise unkontrolliert in Richtung der Muttersorten.

Dazu kommt, dass es in den letzten Jahren eine enorme Konzentration bei den saatgutherstellenden Konzernen gegeben hat. Sie wollen ihre Marktposition erhalten und ausweiten. Gleichzeitig wird die Auswahl an kommerziell angebotenen Sorten immer kleiner.

Da kommt nun die Idee von Open-Source-lizenziertem Saatgut. Ähnlich wie bei dem Computerbetriebssystem Linux soll das Prinzip nun auch bei Saatgut angewendet werden. Die angebotenen Sorten können, dürfen, sollen gerne weiter angebaut und vermehrt werden, aber immer mit der Open-Source-Lizenz. Die Idee ist erst mal gut, hat aber auch noch Bedarf an kleinen Nachbesserungen. Zum einen stellt sich die Frage, wer das züchten finanziert. Bei diesem Weizen wird es derzeit so gehandhabt, dass pro Kilo Open-Source-Mehl 2 Cent in die freie Pflanzenzüchtung fließen. Außerdem gibt es auch die Forderung, dass die Züchtung von Pflanzen, da sie ja allen zugute kommt, auch „von allen“ / aus öffentlicher Hand finanziert werden sollte.

Ich habe einen spannenden Artikel bei gen-ethisches-netzwerk.de gefunden, wo es auch um das Problem von Auskreuzungen geht, und um die damit verbundene Frage, ob sie dann unter die Open-Source-Lizenz fällt.

Also ein spannendes Projekt, besonders in Hinblick auf die Frage, wie kann Saatgut wieder ein Gemeingut werden.

Warum bezieht sich der Artikel erst mal auf Deutschland/EU? In weiten Teilen der Welt ist es nach wie vor üblich, Saatgut zu tauschen und weiter zu geben. Es wird dort als Gemeingut angesehen und so ist dann auch der nicht-kommerzielle Umgang damit.

Bei den Verhandlungen um das deutsch-indische Handelsabkommen ging es auch um die Frage, inwieweit in Indien erst mal ein Saatgutrecht eingeführt werden soll …. Das würde eher den Konzernen und deren Profit dienen als den Bäuer*innen und der Ernährungssouveränität!

¹ AbL ist die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, eine alternative Lobbyorganisation, die sich als Gegenpol zum Deutschen Bauernverband sieht. Die AbL organisiert u.a. auch die Wir-haben-es-satt-Demos mit und ist Teil des weltweiten Netzwerks von Kleinbäuer*innen und Landlosen La Vía Campesina.

Zum Inhalt der Kiste:

>>> Kartoffeln von Longo Maï

Es gibt diesen Monat verschiedene Sorten.

Zum einen die rotschalige Sorte Rosara. Sie wurde in den 80ern in West-Deutschland gezüchtet und kann schon früh im Jahr geerntet werden. Sie ist vorwiegend festkochend und daher gut für Bratkartoffeln, Gratin, Ofenkartoffeln, Pellkartoffeln, Pommes Frites und Salzkartoffeln geeignet.

Zum anderen Linda. Linda ist eine festkochende Kartoffel mit tiefgelbem Knolleninneren, die als besonders aromatisch gilt. Während der Lagerung verändert sich die Kocheigenschaft zu mehligkochend.

Aber was ist eigentlich der Unterschied zwischen fest-kochenden, vorwiegend fest-kochenden und mehlig-kochenden Kartoffeln, und welche Sorte ist für was geeignet?
Diese Unterteilung hängt von der Stärkemenge der Kartoffel ab. Je höher der Gehalt an Stärke, desto trockener, mehliger und grobkörniger ist sie. Mehlig-kochende Knollen haben einen Stärkegehalt von 16,5%, fest-kochende Knollen dagegen haben im Durchschnitt nur einen Stärkegehalt von rund 14%. Sie sind dadurch schnittfester und feuchter. Vorwiegend fest-kochende und fest-kochende Knollen landen heute in Deutschland am häufigsten auf dem Teller. Die mehlig-kochenden waren in der DDR beliebter.

Fest-kochende Kartoffeln sind gut für Bratkartoffeln, Kartoffelsalat, Gratins und Pellkartoffeln, weil die Knolle auch gekocht relativ schnittfest ist und feuchteres Fruchtfleisch hat als die mehlig-kochenden. Sie werden manchmal auch Salat- oder Speckkartoffeln genannt.
Vorwiegend fest-kochende Kartoffeln haben einen mittleren Stärkeanteil von ca. 15% und sind die Kartoffeln für alle Fälle. Das mittelfeste, feinkörnige Fruchtfleisch eignet sich wunderbar für Salzkartoffeln, Bratkartoffeln, Eintöpfe, Aufläufe, Pommes und auch Stampfkartoffeln. Die Schale platzt beim Kochen nur leicht auf.
Mehlig-kochende Kartoffeln fallen nach dem Garen fast von alleine auseinander und schmecken leicht trocken. Sie sind ideal für Suppen, Kroketten, Knödel, Püree, Gnocchi und Ofenkartoffeln.

>>> Sellerie von Ludwig aus Börnicke

Diesen Monat gibt es nochmal Knollensellerie. Teilweise gibt es eine große Knolle oder zwei mittlere. Wegen dem späten Erntezeitpunkt ist Knollensellerie ein klassisches Herbstgemüse. Und dank der guten Lagerfähigkeit auch ein Wintergemüse. Was mit Sellerie gemacht werden kann, außer in die Suppe? War ja schon Thema im Beipackzettel vom September. Online unter http://schnittstelle.blogsport.de/september-2019-tour-1/ zu finden.

>>> Kürbis vom Hofkollektiv Bienenwerder

Es gibt diesen Monat für die meisten einen Spaghetti-Kürbis. Die Kurzbeschreibung aus Bienenwerder geht so „Schale nicht mitessen, halbiert im Ofen, dann Spaghettis rausholen“

Bei Wikipedia heißt es ausführlicher: „Das Fruchtfleisch ist hellgelb und hat lange Fasern, die vage an Spaghetti erinnern und dem Kürbis seinen Namen geben. …

Der Spaghettikürbis wird auch aufgrund seiner einfachen Zubereitung geschätzt: Er kann als Ganzes oder halbiert gekocht, gedämpft oder gebacken werden. Danach lässt sich das Fruchtfleisch in spaghetti-ähnliche Fäden zerzupfen.“

Optional bekommen ein paar Abonnent*innen einen Honey Nut. Kurzbeschreibung aus Bienenwerder: „wie Butternut, aber kleiner, süßer und bunte Färbung“

>>> Pastinaken von Ludwig aus Börnicke

Der Geschmack der Wurzeln ist süßlich-würzig und erinnert an Karotten und Sellerie, nur milder. Die Pastinake lässt sich backen oder kochen und zu Cremesuppen und Pürees verarbeiten. Gerieben kann sie wie Sellerie auch als Salat zubereitet werden. Pastinake sollte nicht zu dunkel angebraten werden, da sie ansonsten einen bitteren Geschmack bekommt.

Heute ist die Pastinake wieder fast ein „normales‘ Gemüse“. Ende der Achtziger-/ Anfang der Neunzigerjahre war sie dagegen selbst im Biobereich ein Nischen-Gemüse. Heute gibt es Pastinaken in jeder gut sortierten Gemüseabteilung. In 2011/2012 war die Pastinake in Deutschland sogar Gemüse des Jahres! (Ja, sowas gibt es!)

>>> Apfel-Mango-Saft aus der Mosterei Ketzür

Beim Mango-Mischsaft ist es nur ein 20%-Anteil an fair gehandeltem Mango-Püree, der den Apfelsaft so ganz anders schmecken lässt und mit dem kleinteiliges Wirtschaften auf den Philippinen gefördert wird.

Warum ich es vertretbar finde, hier auch mal Apfel-Mango-Saft anzubieten, habe ich hier beschrieben: http://schnittstelle.blogsport.de/2014/12/08/bio-diversitaets-kiste-diesmal-u-a-mit-kuerbissen-und-gruit-bier/#more-422

Variationen möglich mit:

Die Variationen ergeben sich aufgrund der unterschiedlichen Wünsche und Individualisierungen. Zum Beispiel: Wenn in einem Abo Brot enthalten sein soll, gibt es dafür nur einen Saft. Teilweise gibt es noch andere Wünsche oder Allergien, die dann zu anderen Kombinationen führen, die hier nicht erwähnt werden.

>>> Open-Source-Brot vom Kollektiv Backstube gebacken

Das Brot hat eine rundliche Muschelform und ist frei geschoben. Das heißt, es wurde nicht in einer Kastenform gebacken. Hauptzutat ist 1050er Weizenmehl, es ist saftig und dicht.

>>> Apfelsaft aus der Mosterei Karmitz

Na dann, einen juten Hunger,

HERBiE

für Schnittstelle

Falls Ihr Interesse an den Lebensmitteln aus dem Abo und aus dem allgemeinen Sortiment von Schnittstelle habt: Der Depot-Verkauf ist immer montags zwischen 15 und 19 Uhr.

Das gesamte Angebot von Schnittstelle (inkl. T-Shirts) gibt’s dann im Verkauf.

Das Depot ist in der Urbanstr. 100 (im Eingang hängt u.a. ein Schild mit der Aufschrift ‚Zum Fliegenden Theater‘. Dann in den zweiten Hinterhof gehen, ganz rechts hinten ist der Eingang mit einem grünen Schild mit der Aufschrift ‚Schnittstelle‘ an der Tür.)

Bestellungen: per Tel: 0176-54392783 oder per Mail: schnittstelle@jpberlin.de ; Lieferung nach Absprache möglich.

Ebenso ist es möglich, Waren aus unserem Sortiment zu der Kiste dazu zu bestellen. Einfach vor dem nächsten Abotermin anrufen oder eine E-Mail schicken.

Infos zu den Themen Landwirtschaft, Biodiversität, Solidarökonomie, Lebensmittel und den Waren findet ihr unter http://solidar-schnittstelle-berlin.de