Im Oktober war im Abo enthalten:
>>> Chili und Paprika vom Hofkollektiv Bienenwerder
>>> rot-weiß geringelte Bete von der Kommune Güstriz
>>> Kürbis von Ludwig aus Börnecke
>>> Äpfel von der Kommune Karmitz
>>> schwarze Bohnen über El Puente bezogen
>>> Apfel-Mango Saft von der Mosterei Ketzür
Variationen möglich mit
>>> Apfel-Wurzel Saft von der Mosterei Karmitz
>>> Brot aus historischem Getreide, gebacken in der Backstube
Die jeweilige Zusammensetzung variiert, der Warenwert ist immer ca. 18 € (Variationen nötig und möglich, u.a. wegen den angegeben Einschränkungen, bzw. individuellen Wünschen)
Das Abo besteht wie immer aus gentechnikfreien Lebensmitteln, die aus samenfestem Saatgut gezogen wurden, aus Misch-Saft aus regionalen Äpfeln und aus fair gehandelten Zutaten.
Kommender Samstag ist der 10. Okt. Und da soll eine der größten Demonstrationen der letzte Jahre in Berlin stattfinden, und zwar gegen eine der größten wirtschaftlichen Umstrukturierungen der letzten Zeit. Gemeint ist das ‚Freihandelsabkommen TTIP und CETA.
Es ist gut und wichtig gegen dieses Abkommen zu demonstrieren, aber eine Sache sollte nicht vergessen werden, bei allem berechtigten Aufregen über „Chlorhühner“, Fracking oder Gentechnik: Deutschland und die EU haben in der Vergangenheit diverse bilaterale Freihandelsabkommen mit anderen Ländern und Staatenbünden geschlossen. ‚Wir‘ profitieren also auch von dem Freihandel dieser Welt, in der Deutschland eine Marktmacht ist, die anderen Ländern z.B. Patentrechte vorschreibt und die Rahmen schafft, um subventionierte Agrar-Produkte exportieren zu können, wodurch die dortige lokale Landwirtschaft massiv unter Druck gesetzt wird.
Auch beliebt im Zusammenhang mit Freihandel/TTIP ist ein Monsanto-Bashing. Kein Thema, Monsanto ist eine fiese kapitalistische Firma, hat starke Lobby-Vertretungen in den Staaten, ist auf Profit aus und geht dabei auch über Verletzte und Tote. Zu empfehlen ist der Film ‚Monsanto mit Gift und Genen‘, in dem einiges über die Lobby-Arbeit von Monsanto in den USA thematisiert wird. Dass aber die deutsche Firma Bayer mehr Patente auf Gentechnik hat als Monsanto – mit über 200 Patenten liegt Bayer deutlich vor Dupont-Pioneer (179), BASF (144), Syngenta (135) und Monsanto (119) –, wird gerne vergessen.
Also, es gibt noch genug zu thematisieren…. Und Hand auf’s Herz, schon mal gehört das ‚Freihandel‘ positive Auswirkungen hat?
Deswegen – Ernährungssouveränität statt Freihandel. –
So, nach diesem Exkurs aus aktuellem Anlass zurück zur Kiste:
>>> Chili und Paprika vom Hofkollektiv Bienenwerder
In diesem Monat gibt es eine kleine Auswahl an Chilis, die in Bienenwerder gezogen worden sind. Die etwas größere rote Schote ist keine Chili, sondern eine ‚Gewürz-Paprika‘ und somit nicht so scharf wie die anderen. Die Chilis können entweder frisch verzehrt werden oder, wenn es zu viel ist, getrocknet und dann als Gewürz verwendet werden. Es muss ja nicht immer Pfeffer sein, der importiert werden muss, denn viele Gewürze wachsen auch in Brandenburg, von wegen kurze Transportwege und Ernährungssouveränität und so.
Chilis haben eine andere Schärfe, die aber nicht unbedingt intensiver ist. Kleiner Tipp: Wenn es nicht so scharf sein soll, die Kerne entfernen, denn in denen ist die Schärfe konzentriert.
>>> rot-weiß geringelte Bete von der Kommune Güstriz
Die geringelte Bete ist einfach immer wieder schön anzusehen und dann auch noch ein leckeres Gemüse. Die Bete wird bei der Kommune Güstriz immer nur grob gewaschen, so hält sie länger, als wenn sie stark gewaschen wird.
>>> Hokkaido-Kürbis von Ludwig aus Börnecke
Bei Hokkaidokürbissen denken alle wahrscheinlich erst mal an einen orangeroten Speisekürbiss, dessen Vorteil es ist eine dünne Schale zu haben, die mitgegessen werden kann. Dieser Kürbis ist eher nussig im Aroma und gut zu pürieren.
Hokkaido passt super gut zu Ingwer und Chili und kann vielseitig für Suppen, Aufläufe oder als Zutat in Gemüse-Pfannen und Eintöpfen verwendet werden. Der Hokkaidokürbis kann auch roh gegessen und in Salaten verwendet werden. Dass es aber auch Hokkaidokürbisse mit grüner oder gar fast schwarzer Schale gibt, ist vielen nicht bekannt. Auch dass er eine relativ neue Sorte ist wenig bekannt.
Zur Geschichte (frei aus Wikipedia): Kürbisse wurden schon im 16. Jahrhundert von portugiesischen Händler*innen nach Japan gebracht, wo sie sich von Nagasaki aus in ganz Japan verbreiteten. Im 19. Jahrhundert kamen neue Kürbissorten aus Amerika hinzu. So brachten 1878 US-amerikanische Agrarberater*innen die bis dahin in Japan unbekannte harte und geschmacksarme Kürbissorte Hubbard, aus der in Hokkaidō der Riesenkürbis der Sorte Kuri aji und aus diesem wiederum auf Honshū die neue Kürbissorte Aizu-kuri-kabocha gezüchtet wurde.
Erst Anfang des letzten Jahrhunderts versuchte ein Gemüsezüchter auch auf Honshū anschließend jahrelang, aus dieser Sorte noch bessere Kürbisse zu züchten, was ihm schließlich 1933 mit der heutigen Sorte Uchiki kuri (Hokkaidokürbis) gelang.
Seit 1945 ist die Sorte Uchiki kuri bzw. Utsugi-akagawa(„rote Schale“)-amaguri („süße Esskastanie“)-kabocha(„Kürbis“) auch in Fachkreisen bekannt. Wie sie schließlich zu dem Namen Hokkaido kam, ist wie gesagt allerdings unbekannt.
Seit den 1990er Jahren werden Hokkaidokürbisse auch in Europa angebaut und sind regelmäßig im Handel erhältlich.
>>> Äpfel von der Kommune Karmitz
Letztes Jahr gab es schon Gespräche, statt immer nur Saft auch mal ganze Äpfel aus der Kommune Karmitz in die Kiste zu packen. Damals hat es irgendwie nicht geklappt, dafür aber jetzt. Die Kommune liegt an der ‚Route der alten Obstsorten im Wendland‘ (Infos unter http://www.route-der-alten-obstsorten-im-wendland.de), und direkt hinter der Mosterei Karmitz liegt so eine Streuobstwiese mit alten Sorten. Dort wächst auch die in diesem Monat für Euch eingetütete Sorte „Rote Sternrenette“.
Dieser Tage habe ich diverse Beschreibungen für diese Sorte gelesen, und dabei wieder einige Sachen gelernt, wie z.B. was ‚windfest‘ bei Äpfeln heißt.
Hier eine dieser Beschreibungen von Wikipedia: „Die Rote Sternrenette ist eine alte Sorte des Kulturapfels. Sie wird als Streuobst angebaut und für erhaltenswert angesehen. Synonyme sind: ‚Calville Etoilée‘, ‚Pomme de Coeur‘, ‚Herzapfel‘, ‚Rote Herbstrenette‘ und ‚Weihnachtsapfel‘.
Ältere Menschen verbinden mit dieser Sorte noch Kindheitserinnerungen, weil der dunkelrot gefärbte Apfel früher als „der klassische Weihnachtsapfel“ galt und sehr weit verbreitet war. Die Rote Sternrenette ist auch heute noch in den meisten größeren Baumschulen erhältlich.“
Die Beschreibungen der Früchte gehen dann in einer Pomolog*innen-Sprache weiter:
„Die Äpfel sind mittelgroß, etwa 115 g schwer, rundlich und wachsen besonders ebenmäßig. Die Schale ist glatt, trocken, zäh und von der Farbe purpur, scharlachrot bis dunkelrot verwaschen. Typisch sind die zahlreichen auffälligen Schalenpunkte als Roststernchen oder Dreiecke, teils hell umhöft. …
Das Fruchtfleisch ist gelblichweiß, unter der Schale oft rötlich wie Leitbündel, mittelfest, nur mäßig saftig, süßsäuerlich, etwas parfümiert, schwach aromatisch.“
Zu Ernte und Lagerung steht: „Die Früchte hängen nicht sehr windfest, so dass bei Herbststürmen ein Vorerntefruchtfall zu beobachten ist. Glücklicherweise ist das Fallobst relativ unempfindlich und fault kaum. Pflückreife ist etwa ab Anfang September. Der Apfel reift dann noch nach und ist bis etwa Mitte Januar lagerfähig, bevor er mehlig wird. Das Streuobst ist gut für die sortenreine Verwertung (Saft, Wein, Mus) geeignet.“
Beim Recherchieren bin ich selbstverständlich wieder über EU-Normen / Handelsklassen gestolpert, die maßgeblich zur Verarmung der Sortenvielfalt beitragen. Z.B. werden Apfelsorten jeweils einer bestimmten Färbungsgruppe zugeteilt. Diese Färbungsgruppe (A, B oder C) entscheidet, wie rot die Früchte der Sorte nach Ernte sein müssen. Äpfel der Handelsklasse 1, Färbungsgruppe A müssen zur Hälfte rot sein.
Die Äpfel werden zudem nach der Größe sortiert und dürfen dann nur einen Größenunterschied von 5 mm im Durchmesser aufweisen.
Alle anderen Früchte werden aussortiert, teilweise schon direkt bei den Erzeugenden, teilweise im weiteren Verarbeitungsprozess. So erreichen laut einem Spiegel-Artikel knapp 40 % des angebauten Obstes und Gemüses gar nicht erst die Verbrauchenden.
Im Jahre 2008 beklagte der NABU in einer Pressemitteilung unsinnige und hinderliche EU-Normen:
„’Die EU hat nun die Qualitätsnormen leider nur für 26 von 36 Obst- und Gemüsearten abgeschafft. Jetzt fordern wir die neue Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner sowie die EU-Kommission auf, sich die für Abschaffung der Kriterien Form, Farbe und Größe auch bei den restlichen zehn Obst- und Gemüsearten wie Äpfel, Birnen und Tomaten einzusetzen – denn diese sind ein Anachronismus.‘ [Markus Rösler, Sprecher des NABU-Bundesfachausschuss Streuobst]. … Ob ein Apfel zu 32 oder 35 Prozent rot gefärbt, ob er 72 oder 69 Millimeter groß ist, ist den Verbrauchern nach Einschätzung der NABU-Obstbauexperten egal. Auch die Arbeit der Obstbauern werde hierdurch nur unnötig erschwert.
Die EU-Vorschriften für die Größe unterschiedlicher Obstarten und Obstsorten sorgen seit Jahrzehnten für Ärger. Bekannt ist vor allem das Verbot, Apfelsorten unter 55 beziehungsweise 65 Millimeter Größe als Tafelobst zu vermarkten, sowie eine Ausnahmegenehmigung des damaligen EU-Agrarkommissars Franz Fischler für den Verkauf kleinfrüchtiger Aprikosen vom Süßen See in Sachsen-Anhalt.
‚Wenn die Qualitätsnormen auch für die restlichen zehn Obst- und Gemüsearten abgeschafft würden, wäre dies ein doppelter Beitrag zur Förderung der Biologischen Vielfalt: Die Vermarktung einer Vielzahl ganz unterschiedlicher Obst- und Gemüsesorten würde ebenso erleichtert wie die Vermarktung von Obst aus dem Streuobstbau. Ministerin Aigner würde gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Naturschutz, Verbraucherschutz, Unterstützung der selbstvermarktenden Landwirte und Entbürokratisierung zugleich‘, so Rösler.“
Der Wegfall hilft aber leider ’nur‘ den Solawi-Höfen, den Direkt-Vermarktenden und einem Teil der Bio-Bäuer*innen, da im Großhandel (vermutlich auch im Bio-Bereich) nach wie vor mit diesen Normen gearbeitet wird, auch wenn sie nicht mehr von EU-Seite aus vorgegeben werden, sondern als ‚private Norm‘ gesetzt werden.
>>> schwarze Bohnen über El Puente bezogen
Auch Bohnen gibt es wie Kürbisse und Äpfel in allen möglichen Formen, Farben und Größen. Diesmal kommen in der Kiste schwarze Bohnen, die über den fairen Handel bezogen wurden. Sie eignen sich hervorragend als Suppen-Einlage, als Beilage, als Salat ….
>>> Apfel-Mango Saft von der Mosterei Ketzür
Die 80 % Apfelsaft des Apfel-Mango-Safts kommen aus der Gegend von Ketzür / Brandenburg, die 20 % Mango-Püree bezieht die Mosterei über El Puente, das heißt die Mangos wurden fair gehandelt. Im Beipackzettel der Juni-Lieferung wurde auf Hintergründe des Mango-Pürees weiter eingegangen.
Variationen möglich mit
>>> Apfel-Wurzel Saft von der Mosterei Karmitz
>>> Brot aus historischem Getreide, gebacken in der Backstube
Genießt das Leben, die Sonne, wir sehen uns viellicht bei der Demo am Samstag? Und natürlich viel Spaß beim Kochen und Genießen!
Na dann, juten Hunger