November-2018-variante-des-bio-div-abo-tour-2

Hallo Winter-Gemüse-Interessierte, Saft-Genießer*innen und Freund*innen der kleinteiligen Landwirtschaft,

Ihr haltet die Oktober 2018-Variante des Bio-Div-Abos in Euren Händen,
diesmal mit:

>>> Karotten vom Hofkollektiv Bienenwerder
>>> Petersilie vom Hofkollektiv Bienenwerder
>>> Bamberger Hörnchen vom Hofkollektiv Bienenwerder
>>> Butternut-Kürbis von Ludwig aus Börnecke
>>> Apfel-Birnen-Saft von Schnittstelle
>>> Apfel-Kirsch-Saft von Schnittstelle
>>> Pflaumenmus aus der Longo Maï-Kooperative Ulenkrug

Variationen möglich mit
>>> Brot aus Champagner-Roggen vom Kollektiv Backstube gebacken

Die jeweilige Zusammensetzung variiert, der Warenwert ist
immer ca. 18 € (Variationen nötig und möglich, u.a. wegen den
angegeben Einschränkungen, bzw. individuellen Wünschen)

Kaum ist der Winter da, gibt es wieder Wintergemüse. Aber keine Angst, es wird Abwechslung geben, auch wenn es dieses Mal nochmal Kürbis gibt. Das liegt an der guten Kürbisernte und auch ein wenig an der Gemüse-Anbau-Planung, die Ludwig und ich gemacht hatten. Wir üben ….
Diesmal geht es im Zettel nicht um die welt- oder umweltpolitische Großlage, sondern mal wieder ganz konkret um Saatgut, mit der Frage „Was heißt eigentlich samenfest?“

In den letzten Jahren ist das Bewusstsein zu dem Thema gestiegen, nicht nur auf der theoretischen Ebene, sondern auch bei Bäuer*innen, Gärtner*innen und in Projekten. Viele solidarische Landwirtschaftsprojekte haben das Thema auf ihrer Agenda. Auch bei Kund*innen steigt das Interesse, so dass es mittlerweile in gut sortierten Bioläden oft beispielsweise samenfeste Möhren zu kaufen gibt.
Als samenfest werden diejenigen Sorten bezeichnet, von denen mensch im Garten selbst Samen gewinnen und nachbauen kann, ohne dass die Eigenschaften der Sorte in der nächsten Generation/Saison verloren gehen!
Die im Super- oder Baumarkt verkaufte Sämereien sind fast immer Hybridsorten und auch in der „normalen“ Landwirtschaft, bzw. Gemüsebau wird üblicherweise Hybridsaatgut verwendet. Aber warum überhaupt Hybrid-Sorten?
Hybrid-Saatgut ist auf mehreren Ebenen gut für die industrielle Landwirtschaft. Auf dem Feld zeichnen sich Hybrid-Züchtungen durch eine große Gleichförmigkeit (in Geschmack, Form, Größe und Reifezeitpunkt) aus. Damit lässt sich dann, der kapitalistischen Sichtweise folgend, effizienter handeln (in größeren Margen, europaweit, mit vermeintlich weniger „Schwund“, …). Unter idealen Bedingungen (Wetter, Nährstoffe, Wasser, wenig Beikraut, …) gibt es auch mehr Ertrag, wobei auch das immer schwieriger wird (wegen Klimawandel, Peak of Phosphate u.a.).
Die Gurke ist dafür ein gutes Beispiel: Es wird behauptet, die Kund*innen würden gerade Gurken wollen. Den meisten Verbraucher*innen ist es tatsächlich total Schnuppe, ob die Gurke eine Krümmung hat. Aber der Handel / dessen Lobby hat die Einführung von bestimmten Handelsklassen gefordert, damit der Großhandel aus Deutschland „über die gleiche Qualität“ spricht wie der Zwischenhandel in Spanien, Griechenland oder Holland, wenn z.B. über Handelsklasse 2 gesprochen wird. In der Handelsklasse „Extra“ darf die Gurke maximal eine Krümmung von zehn Millimetern auf zehn Zentimetern Länge aufweisen.
Hybrid-Saatgut kann mensch nicht selbst vermehren. Zwar wollen sowieso nicht alle Gärtner*innen und Gemüsebetriebe ihr Saatgut selbst gewinnen, aber dennoch nimmt die Frage, wie Saatgut vermehrt worden ist, mehr Raum ein. Gerade in Hinblick auf die Megafusion zwischen Bayer und Monsanto wird die Frage, wer die „Kontrolle über Saatgut“ hat, existentiell. Ein Großteil der samenfesten Sorten wird in kleinen Betrieben produziert, sie sind regional angepasst(er) und haben Eigenschaften, die Klein(st)-Produzent*innen benötigen, wie z.B. eine längere Ernte-Periode statt einer Zucchini-, Gurken- oder Tomaten-Schwemme innerhalb von 2-3 Wochen.
Wenn mensch das Saatgut einer Hybridsorte gewinnt und aussät, wird zum einen der Ertrag sinken, bei Mais z.B. um 30%. Zum anderen kann es passieren, dass aus den Samen Pflanzen mit ganz verschiedenen Eigenschaften keimen, so wie sie im Ausgangssaatgut vorhanden waren. Das kann dann so aussehen, dass ein großer, gelber, schmackhafter Mais im nächsten Jahr kleine, rote Kolben hat, die zwar noch schmecken, aber mickrig sind, und gleichzeitig gelbe, fast geschmacklose, ganz große Kolben trägt. Das ist ein „Trick“ der Saatgut-Monopolist*innen, um die Leute als Kund*innen an sich zu binden und zum erneuten Kauf zu zwingen.
Auch im kontrolliert biologischen Anbau mit Siegel wird nicht automatisch mit samenfestem Saatgut gearbeitet!
Gleichzeitig ist es auch gut und wichtig, einen Blick über industrialisierte Länder hinaus zu werfen, da ein Großteil der Menschen im „globalen Süden“ nach wie vor über kleinteilige bäuerliche Strukturen versorgt wird. Diese Bäuer*innen arbeiten mit „eigenem“ Saatgut.
Das Vorhandensein samenfester Sorten ist die Voraussetzung dafür, dass Menschen unabhängig ihr Saatgut selbst gewinnen, selektieren und regional angepasstes Saatgut züchten können.

>>> Karotten vom Hofkollektiv Bienenwerder
Das Thema samenfest geht weiter, denn die Karottensorte „Oxella“ ist samenfest. Im Geschmack ist sie eher kräftig und sie ist gut zum Kochen geeignet.

>>> Petersilie vom Hofkollektiv Bienenwerder
Kein klassisches Wintergemüse, aber bis in den Dezember hinein erntbar, ist Petersilie. Sie passt gut zu den Kartoffeln in dieser Kiste. Oder ihr bereitet daraus Taboule zu, ein Salat aus dem östlichen Mittelmeerraum. Anders als in Europa oft angeboten, besteht er in Libanon und Syrien überwiegend aus Petersilie und schmeckt dadurch sehr frisch. Auf der letzten Seite gibt es dafür ein Rezept.
Das Hofkollektiv Bienenwerder wie auch Ludwig baut aus Überzeugung samenfeste Sorten an, auch bei Kräutern wie Petersilie.

>>> Bamberger Hörnchen vom Hofkollektiv Bienenwerder
Diesen Monat gibt es die ursprünglich aus Franken stammende Kartoffelsorte Bamberger Hörnchen. 2008 war sie „Kartoffel des Jahres“. Mit dem relativ starken Eigengeschmack eignet sie sich gut für Kartoffelsalat oder Ofenkartoffeln.
Aus Wikipedia: „Die Kartoffelsorte ist im Zusammenhang mit der Rückbesinnung auf traditionelle Sorten wieder sehr beliebt.
Die Sorte drohte auszusterben. Dem Einsatz von Kleingärtnern und Freunden einer breiten Sortenvielfalt in der Landwirtschaft aus ganz Deutschland ist zu verdanken, dass sich die Bestände gefestigt haben.
Im Oktober 2013 wurde die Sorte von der EU als regionale Marke bestätigt (geschützte geographische Angabe g. g. A.), d. h., es dürfen seither europaweit als „Bamberger Hörnla“ nur Kartoffeln (Speise- und Pflanzkartoffeln) angeboten werden, die in Franken angebaut wurden.
Ambitionierte Gärtner und Landwirte aus ganz Deutschland, die diesen Schutz mit ihrem Einsatz erst ermöglichten, sind nun, da sie diese Kartoffeln als solche nicht mehr anbauen und erhalten dürfen, von dieser Regelung nachteilig betroffen – das erinnert im Kleinen an die Geschichte der Linda.
Der Anbau der Sorte ist aufwendig, wobei der Ertrag eher gering ist. Zudem lassen sich die Hörnla nicht maschinell ernten. Außerhalb der Anbaugebiete ist die Sorte daher häufig nur in Feinkostgeschäften, bei spezialisierten Händlern und in Bioläden zu erhalten.“

>>> Butternut-Kürbis von Ludwig aus Börnecke
Um beim Thema Samenfest zu bleiben: Ein „Nachteil“ ist, dass die Früchte sehr unterschiedlich sein können und ich das nicht immer aufwiegen kann. Deswegen haben manche von euch einen ganz großen Kürbis drin, anderen einen mittleren und wieder andere (aber das kommt selten vor) zwei Minis.
Der birnenförmige Butternut-Kürbis ist sehr lange haltbar! Kühl und trocken gelagert kann er bis zu mehrere Monate aufbewahrt werden.
Infos dazu siehe Beipackzettel Oktober 2018 (auch online).

>>> Apfel-Birnen-Saft vom Projekt Schnittstelle
Wie schon angekündigt, gibt es nun wieder „eigenen“ Saft von Schnittstelle. Die Äpfel dafür wurden mit Freund*innen zusammen in Brandenburg gesammelt, ebenso die Birnen.
Der Saft hat das Mischungsverhältnis 50-60% Apfel- zu 40-50% Birnensaft.

>>> Apfel-Kirsch-Saft vom Projekt Schnittstelle
Wie beim Apfel-Birnen-Saft wurden auch für diesen Saft die Äpfel mit Freund*innen zusammen in Brandenburg gesammelt. Der Kirschsaft stammt von einer Saftkelterei im Harz, die Sauerkirschen stammen aber von einem Obstbauern auf Rügen.
Der Saft hat das Mischungsverhältnis 80% Apfel- zu 20% Kirschsaft, wodurch er einen ziemlich kräftigen Kirschgeschmack hat: Wem der Geschmack zu intensiv ist, empfehle ich, den Saft mit ein wenig Wasser zu „strecken“.
Es werden weitere Mischsäfte folgen, um die Idee einer regionalen Vielfalt zu fördern.

>>> Pflaumenmus aus der Longo Maï-Kooperative Ulenkrug
Laut Wikipedia: „Pflaumenmus ist ein dick eingekochter Brei aus Zwetschgen oder anderen Pflaumen, der als Brotaufstrich und Zutat für Süß- und Mehlspeisen dient.“
Dieses Pflaumenmus ist mit Zimt und ein wenig Rum verfeinert und wurde auf dem Ulenkrug gekocht. Der Ulenkrug hat einen hohen Grad an Selbstversorgung und so wird dann z.B. aus den Pflaumen im Herbst Brotaufstrich gezaubert. Es muss ja nicht Orangen-/Maracuja-/…Marmelade sein, wenn Pflaumen in der Region wachsen.
Wie die Frucht wird auch die Pflanze als Pflaume bezeichnet. Sie gehört zur Gattung Prunus in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und ist ein Hybrid aus Kirschpflaume und Schlehdorn. Beeindruckend fand ich bei der Recherche, dass die Welternte 2016 12,1 Millionen Tonnen betrug. Das Land mit der größten Pflaumenproduktion der Welt war China, das 55,3 % der weltweiten Ernte produzierte. Die zehn größten Produktionsländer brachten zusammen etwa 79,6 % der Welternte ein.

Variationen möglich mit:
Die Variationen ergeben sich aufgrund der unterschiedlichen Wünsche und Individualisierungen. Zum Beispiel: Wenn in einem Abo Brot enthalten sein soll, ist kein Pflaumenmus drin.

>>> Brot aus Champagner-Roggen vom Kollektiv Backstube gebacken
Infos dazu siehe Beipackzettel März 2018 (auch online).

Na dann, juten Hunger,

HERBiE
für Schnittstelle

Taboule

Zutaten:
*großer Bund frische Petersilie; üblich ist glatte, mit krauser wird es etwas herber
*2 mittelgroße Tomaten
*1-2 Frühlingszwiebeln
*Blätter von etwa 10 Zweigen Minze (frisch oder getrocknet)
*150g feiner Burghul/Bulgur (oder feiner Couscous oder regionale, bereits gekochte Hirse)
*60ml Olivenöl
2-3 EL Zitronensaft
große Prise Salz
etwas Pfeffer oder Chili
optional:
Salatblätter zur Deko, am besten eignet sich Romana-Salat
Gurke
Radieschen

Petersilie und Minze möglichst fein hacken und in eine Schüssel geben. Den trockenen Burghul dazugeben und gut mischen. Wichtig ist, dass es feiner Burghul ist. Grober Burghul geht auch, muss aber einige Minuten in kaltem Wasser eingeweicht werden, sonst wird er nicht weich genug. Die Tomaten in Stücke von maximal 0,5cm klein schneiden. Die Frühlingszwiebeln komplett in möglichst dünne Scheiben schneiden. Beides in die Schüssel geben. Mit Olivenöl, Zitronensaft, Salz und Pfeffer würzen. Gut vermischen und 15-30 weitere Minuten stehen lassen, bis der Burghul weich und der Salat gut durchgezogen ist. In der Zwischenzeit die einzelnen Salatblätter abmachen und waschen. Gut abtropfen und mit dem Stiel nach unten am Rand der Schüssel entlang in den Salat stecken.
Optional können statt oder mit den Tomaten auch ebenso klein geschnittene Gurken oder Radieschen dazugegeben werden.

Esshinweis: Die Taboule häppchenweise mit den an den Rand gesteckten Salatblättern oder mit arabischem Fladenbrot greifen – also etwas darin einwickeln – und essen. Mit Löffel oder Gabel essen geht natürlich auch.

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