Bio-Diversitäts-Kiste, diesmal u.a. mit Tofu, blauen Kartoffeln ….

November-Variante des Bio-Div-Abos war diesmal mit:
>>> Blaue Kartoffeln, angebaut vom Hofkollektiv Bienenwerder
>>> Kürbis Berry, angebaut vom Hofkollektiv Bienenwerder
>>> Rote Beete von der Kommune aus Güstriz
>>> Räucher-Tofu aus der Tofuerrei Wendland
>>> Apfel-Rote Bete Saft aus der Mosterei Ketzür
>>> Apfel-Birnen-Saft aus der Mosterei Ketzür
und wie immer mit einem Begleitzettel, der zum einen auf die einzelnen Bestandteile eingeht und diesmal verschiedene Aspekte Samenfesten Gemüse, Hybridsaatgut und Freihandelsabkommen beleuchtet.
Dafür einfach hier Klicken

Hallo kochbegeisterte saisonale Esser*innen, Gegner*innen von Freihandelsabkommen und Vielfaltsliebhaber*innen

ihr haltet die November-Variante des Bio-Div-Abos in euren Händen,
diesmal mit:

>>> Blaue Kartoffeln, angebaut vom Hofkollektiv Bienenwerder
>>> Kürbis Berry, angebaut vom Hofkollektiv Bienenwerder
>>> Rote Beete von der Kommune aus Güstriz
>>> Räucher-Tofu aus der Tofuerrei Wendland
>>> Apfel-Rote Bete Saft aus der Mosterei Ketzür
>>> Apfel-Birnen-Saft aus der Mosterei Ketzür

Die jeweilige Zusammensetzung variiert, der Warenwert ist immer ca. 18 € (Variationen nötig und möglich, u.a. wegen den angegeben Einschränkungen, bzw. individuellen Wünsche)
Im Abo, wie immer, samenfestes, gentechnikfreies und regionales Gemüse.

>>> blaue Kartoffeln, angebaut vom Hofkollektiv Bienenwerder
Die Kartoffelsorte Blauer Schwede, mit der dunklen Schale und blauviollettem Fleisch, wird manchmal auch Idahoe Blue oder Blue Congo genannt.
Sie behält auch nach dem kochen ihre blaue Farbe, und ist vorwiegend festkochend. Mit anders farbigen Sorten gemischt ergibt das dann z.B. einen mehrfarbigen Kartoffelsalat. Farblich richtig was her, macht diese Kartoffel als Backkartoffel auch die Kombination mit Möhren. Ein richtiger ‚Hingucker‘ und bei Kindern beliebt, wie auch blaues Kartoffelpüree.
Das genaue Alter und die Herkunft der Blauen Schweden sind unbekannt.
Im Jahr 2006 war sie die „Kartoffel des Jahres“, so urteilte die Organisation SLOW FOOD und wollte mit der erstmals vergebenen Auszeichnung auf die große Sortenvielfalt bei den Kartoffeln hinweisen.

>>> Kürbis Berry, angebaut vom Hofkollektiv Bienenwerder
Herbstzeit = Kürbiszeit, und die enorme Vielfalt bei Kürbissen beeindruckt. Die Sorte Berry ist verwandt mit dem Butternut (Moschuskürbis). Er zeichnet sich durch eine dünne Schale, ein kleines Kerngehäuse und ein tieforanges Fruchtfleisch aus.
Ich habe ihn noch nicht probieren können, laut Bienenwerder zieht er kein Wasser und ist gut zum Schmoren geeignet – mal als Alternative zur Kürbissuppe!

>>> Rote Beete von der Kommune aus Güstriz
Die Rote Bete ist ’nur‘ grob gewaschen, so hält sie länger, diesmal nicht geringelt, aber natürlich ’samenfest‘!

>>> Räucher-Tofu aus der Tofuerrei Wendland
Diesmal war ich bei der Produktion dieses Tofus dabei, habe mir das mal angeschaut.
Der wendländische Tofu wird derzeit aus niederöstereichischen Soja-Bohnen gemacht. Dabei wird auch im Wendland Soja angebaut, aber vor allem für Viehfutter. Es braucht wohl ein gutes Sonnenjahr, damit die Qualität gut genug für die Tofu-Produktion ist. Die Wendländer experimentieren damit…
Ich fand es spannend, zu sehen was da alles an Arbeit dran hängt, wie viel alleine schon geputzt werden muss.
Neben dem ‚mir mal Tofu machen‘ anzuschauen, haben wir auch darüber geredet, wie wir weiter zusammenarbeiten können, so das es regelmäßig Tofu vom Kollektiv aus dem Wendland in Berlin geben kann.

Samenfestes Gemüse in der Bio-Div-Kiste – klar doch!
Aber was heißt das eigentlich? Als samenfest werden die Sorten bezeichnet, von denen mensch im Garten selbst Samen gewinnen und anbauen kann, ohne das die Eigenschaften der Sorte dabei verloren gehen! Das im Super- oder Baumarkt verkaufte Saatgut ist oft nicht samenfest. Meistens werden dort Hybridsorten verkauft, die nur einmal gut wachsen. Wenn mensch aus diesen Pflanzen Saatgut gewinnen möchte, kommen in der Regel unkontrolliert die Eigenschaften der Hybrid-Grundlagen zum Vorschein.
Das ist ein Trick, die Leute als Kund_innen zu binden und zum „neu-kaufen“ zu zwingen.

Vor ein paar Jahrzehnten war es völlig normal, dass Landwirte, Bäuer*innen und Gärtner*innen Saatgut tauschten und neue Sorten durch Auslese und Selektion entwickelten. So entstanden viele regional angepasste Sorten, mit verschiedenen Eigenschaften.
Auch in Deutschland war diese Praxis lange üblich, aber mittlerweile machen das nur noch wenige Höfe und setzen sich damit für die Verbreitung von bäuerlichem Saatgut ein.

Wieso sind Hybridsorten so verbreitet?
Hier in Europa ging es hauptsächlich um ‚einheitliche‘ Ernte, z.b. ist samenfester Chiccoree fast unberechenbar in der Grösse, wie er dann geerntet werden kann. Hypridsorten haben ‚den Vorteil‘ sehr gleichförmig zu wachsen, was der Handel bevorzugt. Auch der Erntezeitpunkt ist kompakter, was innerhalb einer industriellen Landwirtschaft wichtig ist.
So wurden alte Sorten im Anbau verdrängt. Und scheinbar um den alten Sorten ganz den Garaus zu machen, kommt nun die Agrar /Chemie /Saatgut- Industrie und fordert immer mehr Gesetzte und Verordnunge für den Handel von Saatgut – auch für traditionelle Sorten und macht den Erhalt dieser damit noch schwerer.

Und in anderen Ländern?
Am bekanntesten ist die Einführung genetisch-veränderter Baumwolle in Indien, dort wurden mit massiver Werbung die ’neuen‘ Sorten gepriesen. Der Film „We feed the world“ zeigt am Beispiel Rumänien die Entwicklung hin zur Aubergine aus Hybridsaatgut indem industrielle/fortschrittliche Landwirtschaft beworben und eingeführt wird.

Und wenn die Bauern nach einer Zeit merken, dass der Geschmack weg ist und sie mit dem Hybridsaatgut in einer Sackgasse gelandet sind, ist es oft schwer an samenfestes Saatgut zu kommen!

Ein wenig unbeachtet innerhalb der Debatte um Freihandelsabkommen, ist das Thema Saatgut, das fast immer ein Teil der Abkommen ist. Beim den (noch laufenden) Verhandlungen um TTIP, wurde dann beispielhaft für den Bereich Landwirtschaft das Thema Chlorhuhn aufgegriffen. Klar, den Verbraucher interessiert das Chlorhuhn mehr, es ist auch greifbarer, was auf dem Teller landet, als das, was auf dem Acker als Grundlage für das Gemüse im Kochtopf landet.
Auch bei den bilateralen Handelsabkommen, die zwischen einzelnen Ländern geschlossen werden, ist es dann Teil eines Handelshemmnis wenn z.B. die kolumbianischen Bauern weiterhin ihr Saatgut verwenden wollen oder Regierungen genetisch-verändertes Saatgut verbieten.

Auch von der Einführung von Saatgut-Gesetzten in Ländern in denen Krieg geführt wurde, wie z.b. Afghanistan oder dem Irak wissen nur wenige. Nichts gegen die Einführung von demokratischen Rechten – aber was die Einführung von Saatgut-Gesetzten mit Demokratie zu tun hat, bleibt mir ein Rätsel. Klar haben da die Lobbyisten innerhalb der kriegführenden Parteien (in den Fall dann die USA) da kräftig mit gewirkt. Was leider im Internet dazu führt, dass die Hälfte der Artikel zu dem Thema eher Verschwörungstheorien gleichen.
Die Kriegssituation fördert den Prozess. Die Menschen haben meist anderes zu tun, als zu gärtnern und sich um Saatgut zu kümmern. Für den Neuanfang gibt es dann häufig nur Hybridsaatgut, manchmal als Teil einer großzügigen Spende der Saatgutindustrie. Gleichzeitig mit dem Wiederaufbau wird dann auch die industrielle Landwirtschaft vorangetrieben.

Dass auch mit Nahrungsmittel-Hilfen genetisch-veränderte Lebensmittel weltweit verbreitet werden, war im August 2002 Thema in der NZZ:
„Trotz Nahrungsmittelknappheit und einer drohenden Hungersnot hat die sambische Regierung eine Lieferung von genetisch modifiziertem Mais aus den USA abgelehnt. Washington hatte Sambia zu Beginn der letzten Woche 23 500 Tonnen Mais angeboten und weitere 28 000 Tonnen in Aussicht gestellt. Doch der sambische Informationsminister Zimba wies das Angebot wegen angeblicher langfristiger Risiken ab. Der Mais könnte giftig sein und das einheimische Saatgut verseuchen, erklärte der Minister am Freitagabend im staatlichen Fernsehen.“

Ein spannendes Projekt, mit einem anderen Ansatz, ist das Projekt’15th Garden‘ in Syrien. Dort wurde/wird von Aktivisten vor Ort, die Problematik aufgezeigt und sehr individuell nach Lösungen geschaut, wie den menschen z.b. in Flüchtlingslagern Hilfe zur Selbsthilfe gegeben werden kann, indem ihnen Saatgut und entsprechendes Wissen über Anbau, Verarbeitung und Samengewinnung weitergegeben werden kann.
Mehr Infos zu diesem noch jungen Projekt, gibt’s hoffentlich bald, dann berichten wir…

Na dann, juten Hunger und genießt den Herbst,

HERBIE
für Schnittstelle

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