„Heute, am Internationalen Frauentag, ruft La Via Campesina zu Aktionen gegen die kapitalistische Gewalt auf der ganzen Welt auf. Kapitalistische Gewalt besteht nicht nur aus der Gewalt, die sich direkt auf Frauen auswirkt; sondern sie ist auch integraler Teil eines sozialen Kontextes von Ausbeutung und Enteignung. Dieser Kontext ist charakterisiert durch die historische Unterdrückung und die Verletzung der Basisrechte von Bäuerinnen, Landwirtinnen, Landarbeiterinnen, landlosen Frauen, indigenen Frauen und schwarzen Frauen.
La Via Campesina betont die Wichtigkeit von Organisierung und Kampf, die zu Befreiung und Bewusstsein führen, und die es Frauen ermöglichen, als historische Subjekte an Politik teilzunehmen – mit dem Ziel eine gerechte Gesellschaft zu bauen, in der Ethnizität, soziales Geschlecht und sexuelle Orientierung keine Rolle spielen.
Die internationale Bäuer_innen-Bewegung ist sehr besorgt zu sehen, dass, mit der Ausbreitung konservativer Politiken die einen Angriff auf die Menschenrechte und die Leben von Frauen darstellen, eine wachsende Unterdrückung von Frauen durch den Kapitalismus und das Patriarchat überall auf der Welt einhergeht.
In der Türkei, wo wir kürzlich die La Via Campesina Halbzeit-Frauenversammlung abgehalten haben, sahen wir, dass sich die Situation von Frauen mit der Ausbreitung von neoliberalen und konservativen Politiken verschlechtert hat. Frauen werden weiterhin ihrer Freiheit und ihrer elementaren Rechte beraubt; sie sind Gewalt und Feminizid ausgesetzt. In den letzten Jahren gab es in dieser Region einen dramatischen Anstieg an Frauenmorden. Mädchen werden sehr jung zur Heirat gezwungen. Im Wirtschaftsleben wird der Großteil der prekären Arbeit von Frauen verrichtet. Am Land verrichten Frauen viele verschiedene Arbeiten, dennoch haben sie keine ökonomische Freiheit oder Zugang zu Eigentum und sie haben nicht einmal soziale Rechte.
In der Süd-Ost-Türkei werden die Probleme der Frauen noch durch den fortwährenden Krieg verstärkt und ihre Leben sind sehr real bedroht. Die aktuelle politische Situation in der Türkei bietet keinerlei Lösung für die Probleme von Frauen. Vielmehr verkomplizieren aktuelle Politiken die Probleme und verstärken die Diskriminierung von Frauen. Aus diesen Gründen organisieren sich Frauen und führen nun viele ökologische, soziale und politische Kämpfe an.
Vor kurzem haben wir mit großer Trauer von der Ermordung von Berta Cáceres erfahren, eine führende bäuerliche Aktivistin der Indigenen Lenca und Mitglied der COPINH (Ziviler Rat der Volksorganisationen und indigenen Organisationen von Honduras). Berta Cáceres hat wiederholt ihre Kritik an den zerstörerischen Plänen und Aktivitäten der honduranischen Regierung geäußert, welche transnationalen Konzernen Konzessionen für natürliche Ressourcen anbietet, z.B. für Staudammbau, und welche die unrechtmäßige Aneignung von Ressourcen fördert, welche indigenen Völkern gehören.
Es ist aus diesen Gründen, dass die Frauen und Männer von La Via Campesina, konfrontiert durch diesen Kontext von Kriminalisierung, den 8. März 2016 ausrufen, als einen Tag der Mobilisierung und Organisierung gegen alle Formen von Unterdrückung. Ein Tag um auf die Straße zu gehen, in die öffentlichen Orte unterer Städte und Territorien, um den destruktiven Kapitalismus und das Agrarbusiness zu verurteilen, welches die Leben von Frauen beschädigt, Ernährungssouveränität aller Menschen auf der Welt in Gefahr bringt und sich direkt auf(Klein) Bäuer_innen auswirkt. Wir werden weiterkämpfen für neue Geschlechterverhältnisse in unserer Bewegung und wir werden weiterhin für ein Gesellschaftsmodell eintreten, das auf Gerechtigkeit und Gleichheit basiert.
Berta lebt weiter! Der Kampf geht weiter!
Globalisieren wir den Kampf! Globalisieren wir die Hoffnung!
Lang lebe die Solidarität mit türkischen Frauen!“
Das war die (Presse)- erklärung: im Original in einer englische Fassung, hier in einer raschen Übersetzung von einer LVC-aktivistin.