Am Sonntag den 26. Juni ab 16:00, gibt es im Pêle-Mêle, in der Innstr. 26, in 12043 Neukölln, eine Lesung organisier von AfricAvenir. Aus der Publikation „Thomas Sankara – Die Ideen sterben nicht!“ wird Sara Hiruth Zewde (Schauspielerin) ausgewählte Reden aus dem Band lesen. Im Anschluss findet eine Diskussion mit Eric Ségueda (Journalist) zum Thema „Thomas Sankara und die Ernährungssouveränität statt“.
Hier der Einladungstext „Nie zuvor haben sich die Menschen in der „westlichen Welt“ so viele Gedanken um ihre Ernährung gemacht wie heute. Gesund soll sie sein, ökologisch verträglich, unter fairen Bedingungen angebaut und gehandelt, sorgfältig und aus den edelsten Zutaten zubereitet und zudem noch aus der Region. Diese Ideen sind selbstverständlich gut und wichtig, aber eines sind sie nicht: neu!
Thomas Sankara, 1983-87 Präsident des westafrikanischen Staates Burkina Faso, einem der ärmsten Länder der Welt, war seiner Zeit in Fragen um Ökologie, Ernährung und Nachhaltigkeit weit voraus. Unter der Devise „lokal produzieren, lokal konsumieren“ schob er umfassende Reformen an, um die Ernährungssituation seines Volkes zu verbessern und Lebensmittel umweltverträglich zu produzieren.
Das Nahrungsmitteldefizit, verursacht durch landwirtschaftliche Konzepte, die noch aus der Kolonialzeit stammten und dem Anbau von Cash Crops – im Falle Burkina Fasos der Baumwolle – oberste Priorität einräumten, überkommene Anbaumethoden und mangelnde Investitionen, war bei seinem Amtsantritt eines der schwerwiegendsten Probleme des Landes: Die Menschen hungerten.
Dieses Nahrungsmitteldefizit konnte unter Sankaras Präsidentschaft jedoch durch umfassende Reformen in weniger als vier Jahren in einen Nahrungsmittelüberschuss umgewandelt werden. Die Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten beschrieb er seinem Volk mit den Worten: “ Wir müssen es schaffen, mehr zu produzieren, denn es ist ganz normal, dass der, der euch zu Essen gibt, euch auch seinen Willen aufzwingt. […] „Konsumieren wir nichts, was wir nicht kontrollieren! Manche fragen: „Wo ist denn der Imperialismus?“ Schaut auf eure Teller, wenn ihr esst: Die importierten Reis-, Mais-, Hirsekörner, das ist der Imperialismus. Ihr müsst gar nicht weiter suchen.“
Gemeinsam mit dem „Vater der Agroökologie“ Pierre Rabhi gründete Thomas Sankara eine der ersten Forschungsstationen der Welt im nordburkinischen Gorom Gorom. Sankara bestand darauf, dass sein Volk auf seine eigenen Kräfte vertrauen und aus eigenen Quellen schöpfen müsse. Die lokale Nahrungsmittelproduktion wurde diversifiziert – zum Beispiel wurden die heute in Burkina Faso hochgeschätzten grünen Bohnen unter Sankara eingeführt – und der Herstellung und Verwendung organischer Dünger Vorschub geleistet. Alles in allem wurde unter Sankaras Präsidentschaft also ein umfassendes Konzept der Ernährungssouveränität entworfen und umgesetzt, das uns in unserem Hier und Jetzt als Quelle der Inspiration dienen kann.
Thomas Sankara wurde nach nur vier Jahren an der Macht in einem internationalen Komplott ermordet. Seine fortschrittlichen Ideen zu Fragen der Ernährung, des sorgsamen Umgangs mit unserer natürlichen Umwelt und agrar- und ernährungswirtschaftlicher Machtverhältnisse leben jedoch weiter!“