Kaffeeanbau und Biodiversität

Letze Woche wurde das Bio-diversitäts-abo ausgeliefert, ein Thematischer Schwerpunkt des Beipackzettels, war neben historischen Sorten, anhand von Champagnerroggen, Kaffeeanbau und Biodiversität bzw. die soziale Komponente von Biodiversität.

Der Text ist von Georg, von der fairen Kaffeemanufaktur Röstrausch. Den wir auch im Sortiment haben

Kaffeeanbau und Biodiversität

Kaffee wurde traditionell in Schattenbaumkulturen, also im Schatten großer Bäume und zumeinst innerhalb natürlicher Grenzen, wie Bächen oder Reliefs, angepflanzt. Auch wenn im Zuge der Bewirtschaftung die Artenvielfalt beeinträchtigt wird, bleiben insgesamt durch diese Anbaumethode noch weitreichend natürliche Lebensräume erhalten. Dabei wirkt sich auch positiv aus, wenn statt moderner Hochleistungssorten alte widerstandsfähige Kaffeesorten, die kaum oder keinen Mineraldünger benötigen, zum Einsatz kommen.
Aufgrund der niedrigeren Erntemengen dieser Anbaumethode wurden nicht zu letzt im Zuge sinkender Weltmarktpreise zunehmend große Kaffee-Monokulturen angelegt. Hierzu wurden bestehende Schattenbäume bzw. neue Flächen gerodet, mit weitreichenden Folgen für die Biodiversität und starker Zunahmen der Bodenerosionen. Nach Angaben des WWF ist beispielsweise bei den 25 wichtigsten Kaffeeexporteuren zwischen 1990 und 1995 ein jährlicher Waldverlust von rund 70.000 m2 zu verzeichnen. Bei Vögeln geht dies mit einem Verlust von rund 90% der Artenvielfalt einher. Der gestörten Balance zwischen Schädlingen und Nützlingen, die sich meistens bei Monokulturen zeigt, wird oftmals durch einen verstärkten Einsatz von Pestiziden begegnet und der Nährstoffbedarf der Hochertragssorten in der Regel mit Kunstdünger gedeckt, was zu einem weiteren Verlust an Biodiversität führt.

Ein weiterer Aspekt der Biodiversität bei Kaffee liegt in der Kaffeepflanze selber. Durch die Massenproduktion und die damit einhergehenden Ansprüche an die Ertragsleistung der Kaffeesorten bleibt, wie so häufig bei Kulturpflanzen die genetische Vielfalt zunehmend auf der Strecke. Es droht das Verschwinden widerstandsfähiger Sorten (die geringere Anforderung an Düngung, Pestizideinsatz etc. stellen) oder auch der Wildpflanzen selbst. Dabei ist genetische Vielfalt die Grundlage dafür, bei veränderten Umweltbedingungen (Trockenheit, Krankheitsdruck, Epidemien etc.) Sorten züchten zu können, die besser an die veränderten Umweltbedingungen angepasst sind, was geringere Umweltbelastung durch Herbizide/Pestizide oder Bewässerung zur Folge hat.

Als Kaffeeröster (Röstrausch – die faire Kaffeemanufaktur) ist es mein größtes Anliegen, die Rohkaffees so einzukaufen, dass möglichst viel Geld bei den Anbauern hängen bleibt. Daher beziehe ich den Kaffee von Händlern, denen dies ebenfalls am Herzen liegt (z.B. Café Libertad, fairbindung e.V.). Eine vernünftige Entlohnung und die Möglichkeit einer Vorfinanzierung spielen wichtige Rollen, um nachhaltige Anbaumethoden mit eventuell geringeren Erntemengen verwirklichen zu können. Ein biozertifizierter Kaffee ist zwar nicht automatisch gleichbedeutend mit einer Schattenbaumkultur, legt aber verstärkt Wert auf einen nachhaltigeren Umgang mit den vorhandenen Ressourcen. Insofern bin ich auch bemüht, möglichst biozertifizierte Kaffees zu kaufen. Gleichzeitig sehe ich die Problematik, dass die Zertifizierung zunächst mit hohen Kosten für die Anbauer verbunden ist. Insofern kaufe ich z.B. über Café Libertad auch nicht zertifizierte Rohkaffees von kleinen Kooperativen, deren Anbausysteme und -methoden nichts mit riesigen Kaffeemonokulturen zu tun haben.
Insgesamt sehe ich den richtigen Weg darin, dass die Anbauer genügend Geld mit dem Anbau guter Qualitäten in vernünftigen Strukturen verdienen, die keine hochintensiven Anbaumethoden und eine immer weitere Rodung von Wäldern verlangen. Wenn dadurch sogar die Verbreitung der Schattenbaumkultur oder zumindest ein nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen vor Ort möglich ist, dann ist das nach meinem Verständnis ein weiterer positiver Schritt in einem ernst genommenen fairen Handel.
Zur Erhaltung der Wildkaffeebestände gibt es mittlerweile einige Projekte (vor allem in Äthiopien), einen fair gehandelten Wildrohkaffee habe ich bisher nicht gefunden.

Quellennachweis:
http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2005/2018/pdf/SiemonElisabeth-2005-02-15.pdf
http://www.gartencoop.org/freiburg/node/215
http://www.elisabethkaffee.de/index.php/comucap/bericht-von-josefina-jimenez/
http://de.wikipedia.org/wiki/Kaffee
http://www.biodiversity.de/index.php/de/fuer-presse-medien/aktuelles-news/pressemitteilungen/1568-der-wilde-kaffeebaum-als-versicherung-der-heissen-tasse-am-morgen
http://www.biodiversity.de/index.php/de/component/content/article/114-experteninterviews/1551-interview-gatzweiler
http://www.bfn.de/0401_pm.html?&cHash=184dca919c&tx_ttnews%5BbackPid%5D=1&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3162
http://www.biodiversity.ch/d/services/information_service_ibs/detail.php?id=576
http://www.elisabethkaffee.de/index.php/comucap/bericht-von-josefina-jimenez/
http://www.dgiovannucci.net/publications.htm#StateofSust

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