Bio-Div-Abo – März – 2020 Tour 1

Hallo Freund*innen der Agrar-Diversität, Liebhaber*innen von regionalem Gemüse und bunten Lebensmitteln!

(Hier ist der dem Abo beigelegte Info-Zettel der März 2020-Kiste des Bio-Div-Abos. Damit Du/Ihr eine Idee bekommt worum es geht.) Im Abo gab es eine Auswahl der folgenden Sachen.

>>> Tee-Mischung vom Hofkollektiv Bienenwerder

>>> Kartoffeln von Ludwig aus Börnecke

>>> Zwiebeln von Ludwig aus Börnecke

>>> Apfel-Birnen-Saft der Mosterei Karmitz

>>> lila Reis aus fairem Handel

Variationen möglich mit

>>> Open-Source-Brot vom Kollektiv Backstube gebacken

>>> Apfel-SanddornSaft der Mosterei Karmitz

>>> Pasta aus Roggen von der Genossenschaft Iris

Die jeweilige Zusammensetzung variiert, der Warenwert ist immer ca. 18 € (Variationen nötig und möglich, u.a. wegen den angegeben Einschränkungen, bzw. individuellen Wünschen)

Das Abo besteht wie immer aus gentechnikfreien Lebensmitteln, die aus samenfestem Saatgut gezogen wurden, bzw. aus Misch-Saft aus regionalen Äpfeln und aus fair gehandelten Zutaten, die großteils in solidar-ökonomischen Strukturen verarbeitet wurden.

Ein organisatorischer Hinweis für die Abonehmer*innen, die donnerstags beliefert werden: Die diesjährige SoliOli-Kampagne, an der Schnittstelle beteiligt ist, wird in einem Monat mit der Ausgabe des Öles abgeschlossen. Der erste Tag der Ausgabe fällt auf den ersten Donnerstag im April. Da ich bei der Ausgabe vor Ort sein muss, bitte ich die Abonnent*innen, die am Donnerstag beliefert werden und Öl bestellt haben, ihre Kiste zusammen mit dem Öl abzuholen. Bitte meldet bis zum 20. März, ob ihr damit einverstanden seid. Gegebenenfalls werde ich die Tage auch noch mal nachfragen.

Draußen und auch laut Kalender ist Frühlingsanfang. Nun ist ja auch die Zeit, in der die Gärtner*innen, egal ob professionell oder als Hobby, überlegen, was den Sommer dann im Garten, auf dem Beet oder dem Balkon gepflanzt werden soll. Bei dem ein oder anderen ist es auch gut, wenn es vorgezogen wird.

Aber wo kommt das Saatgut her, wer verdient daran, welcher Chemie-Konzern ist damit verstrickt?

Die Konzentration der Saatgutbetriebe hat die letzten Jahre massiv zugenommen. Eine Begleiterscheinung davon ist, dass der Druck der Konzernlobbyist*innen auf die Gesetzgebungen und auf die Freihandelsabkommen (in denen Saatgutrecht auch oft ein Punkt ist) steigt. Und damit nimmt auch weiterhin die Konzentration auf dem Saatgutmarkt zu und es wird schwieriger Agrardiversität zu erhalten.

Aber auch der Protest dagegen ist vorhanden: Saatguttauschbörsen, Seminare zu „wie gewinne ich mein Saatgut“, die Möglichkeit, Saatgut im Biomarkt kaufen zu können, und auch das Hervorheben im Biobereich, dass Sorten samenfest sind, sind Zeichen, dass es da ein wachsendes Bewusstsein gibt. Im Biodiversitäts-Abo gibt nur Gemüse aus samenfestem Saatgut.

Aber was bedeutet samenfest?

Als samenfest werden diejenigen Sorten bezeichnet, von denen mensch im Garten oder auf dem Feld selbst Samen gewinnen und nachbauen kann, ohne dass die Eigenschaften der Sorte in der nächsten Generation/Saison verloren gehen! Die im Super- oder Baumarkt verkauften Sämereien sind sehr oft Hybridsorten. Sie werden mit dem Zusatz F1 auf der Verpackung gekennzeichnet.

Aber warum gibt es Hybrid-Sorten?

Hybrid-Saatgut ist auf mehreren Ebenen ideal für die industrielle Landwirtschaft. Auf dem Feld zeichnen sich Hybrid-Züchtungen durch eine große Gleichförmigkeit (in Geschmack, Form, Größe und Reifezeitpunkt) aus. Damit lässt sich dann, der kapitalistischen Sichtweise folgend, effizienter produzieren und handeln (in größeren Margen, europaweit, mit vermeintlich weniger „Schwund“, …).

Hybrid-Saatgut kann mensch nicht selbst vermehren. Zwar wollen sowieso nicht alle Gärtner*innen ihr Saatgut selbst gewinnen, aber dennoch ist vielen die Frage, wie es vermehrt worden ist, wichtig. Ein Großteil der samenfesten Sorten wird in kleinen Betrieben produziert, sie sind regional angepasst(er) und haben Eigenschaften, die Klein(st)-Produzent*innen, Selbstversorger*innen und auch Hobbygärtner*innen benötigen, wie z.B. eine längere Ernte-Periode, statt wie bei Hybridsaatgut, das eine Zucchini-, Gurken- oder Tomaten-Schwemme innerhalb von 2-3 Wochen „produziert“.

Welche Nachteile hat Hybrid-Saatgut?

Wenn mensch das Saatgut einer Hybridsorte gewinnt und aussät, keimen Samen mit ganz verschiedenen Eigenschaften, so wie sie im Ausgangssaatgut vorhanden waren. Das kann dann so aussehen, dass aus den Körnern eines großen, gelben, schmackhaften Mais im nächsten Jahr Pflanzen keimen, die z.B. guten Geschmack, aber kleine rote Kolben haben, und andere, die gelbe, große, aber fast geschmacklose Kolben tragen. Was den Gärtner*innen nicht so viel bringt, da sie nicht genau wissen, was für Sorten raus kommen. Für professionelle Anbauer*innen ist das Aussäen von selbst-gewonnenen Samen von Hybridpflanzen verboten und zudem gar nicht praktikabel. Denn im weltweiten Markt wird immer gleichmäßigeres Gemüse eingefordert und somit werden die Anbauer*innen auch zum Anbau von Hybridsorten genötigt.

Wie passt Hybrid-Saatgut zu Ernährungssouveränität?

Das Vorhandensein samenfester Sorten ist Voraussetzung für Ernährungssouveränität und dafür, dass Menschen Konzern-unabhängig ihr Saatgut selbst gewinnen, selektieren und regional angepasstes Saatgut züchten können. Gerade angesichts des Klimawandels ist es sinnvoll, viele verschiedene regional angepasste Sorten in kleinteiliger Landwirtschaft anzubauen und daraus neue Sorten entwickeln zu können. Konzerne demgegenüber setzen auf großflächigen Anbau von wenigen Sorten. Wenn diese mit dem Klimawandel nicht klarkommen und nicht mehr keimen/wachsen/ausreifen, könnte es ein großes Ernährungsproblem geben.

Eine Info noch: Die Vermehrung als Hybride gibt es auch in freier Wildbahn, sozusagen als „natürlicher“ Vorgang. Das wird gerne von Verfechter*innen der industrialisierten Landwirtschaft und Samenproduktion vorgetragen. Wie etwa im Wikipedia-Artikel zu Hybriden. Dort werden Hybridpflanzen einfach als natürliches Phänomen beschrieben und ganz ohne Kritik, die mensch an Hybridzüchtung haben könnte.

Es gibt bei Schnittstelle im Depotverkauf samenfestes Saatgut von Keimzelle. Zur Auswahl stehen über 50 verschiedene Sorten und Saatgutmischungen, davon vieles auch für den Balkon geeignet und es eignet sich auch super als ökologisch sinnvolles Geschenk für Freund*innen.

Nun zum Inhalt der Biodiversitätskiste:

Jetzt kommt diese Phase im Jahr, wo es langsam knapp wird mit dem Lagergemüse. Auch wenn die Temperaturen es nicht vermuten lassen, ist die Saison noch nicht gestartet. Deswegen gibt es in dieser Saison weniger Frisches aus dem Umland.

>>> Kartoffeln von Ludwig aus Börnecke

Diesmal kommt die Sorte Adretta zu euch in die Küche, eine mehlig kochende Sorte. Je Tüte gibt es eine Portion große Kartoffeln und eine Portion kleinere, z.B. für Ofenkartoffeln.

Über die Sorte Adretta steht bei Wikipedia:
„Es handelt sich um eine mehlig kochende Kartoffel mit früher bis mittelfrüher Reifezeit. Sie ist ein Produkt der Kartoffelzüchtung in der DDR aus dem Jahr 1975. Auffallend ist ihre schnelle Jugendentwicklung und ihre üppige Krautentwicklung. Sie ist neben der Verwendung als Püree ebenso geeignet für die Pommes frites- und Chipsproduktion. In manchen Jahren stand Adretta auf der Hälfte der Kartoffelanbaufläche der damaligen DDR, rund 550.000 Hektar. Da sich die Bekämpfung von Kraut- und Knollenfäule nach der Wende stark verbesserte, liegt die heutige Anbaufläche von Kartoffeln in Gesamtdeutschland deutlich darunter. (Anmerkung der Korrekturleserin: das klingt nach versteckter Imagepflege für die Agrar-Chemie. Andere Quellen sprechen eher davon, dass die Anbaufläche für Kartoffeln zurück gegangen ist, weil vor allem der allgemeine Konsum von Kartoffeln zurückgegangen ist – und jetzt mehr Nudeln oder so gegessen werden.)
2005 lief der 30-jährige Sortenschutz aus, sodass sie lizenzfrei nachgebaut werden kann.“

>>> Tee-Mischung vom Hofkollektiv Bienenwerder

Im Gegensatz zu Gemüse wird bei Kräutern und Tee beim Einkauf meistens nicht so geschaut, wo sie herkommen. Oft wird die sehr aufwendige Arbeit des Kräuteranbaus in Ländern gemacht, wo die Arbeitskraft günstig ist und dann die Gewinnmarge größer ausfällt.

Diese Teemischung stammt vom Hofkollektiv Bienenwerder und schmeckt zitronig-spritzig. Sie enthält Zitronenmelisse, Drachenkopf, Schafgarbe, Holunderblüte und Malve.

>>> Apfel-Birnen-Saft der Mosterei Karmitz

Streuobstwiesen sind nicht nur wichtig für den Erhalt von (Apfel-) Sortenvielfalt. Sie sind auch ein wichtiger Rückzugsraum für viele Vögel, Insekten und andere kleine Tiere. Klassischer Weise wurden in Streuobstwiesen ‚Hochstämme‘ gepflanzt. Sie gelten heute als historische Sorten, da sie aus der Plantagenwirtschaft fast verschwunden sind. Durch ihre Höhe können sie nicht so schnell und einfach abgeerntet werden wie ‚Niedrigstamm‘-Bäume. Die Äpfel und Birnen für den Saft kommen aus eben solchen Streuobstwiesen, Wegerändern und Gärten.

>>> lila Reis aus fairem Handel

Um Agrar-Diversität auch in anderen Ländern zu fördern und gleichzeitig auch ‚fairere‘ Arbeitsbedingungen, kommt ihr mal wieder in den Genuss einer nicht üblichen Reissorte. Die wenigen farbigen Reiskörner färben beim Kochen den gesamten Reis in ein kräftiges Lila, ein Hinkucker und guter Einstieg, um mit den Gästen mal über Diversität bei Essen zu sprechen.

Variationen möglich mit:

Die Variationen ergeben sich aufgrund der unterschiedlichen Wünsche und Individualisierungen. Zum Beispiel: Wenn in einem Abo Brot enthalten sein soll, gibt es dafür nur einen Saft. Teilweise gibt es noch andere Wünsche oder Allergien, die dann zu anderen Kombinationen führen, die hier nicht erwähnt werden.

>>> Open-Source-Brot vom Kollektiv Backstube gebacken

Das Brot hat eine rundliche Muschelform und ist frei geschoben. Das heißt, es wurde nicht in einer Kastenform gebacken. Hauptzutat ist 1050er Weizenmehl, es ist saftig und dicht.

Im Dezember-Beipackzettel sind Hintergrundinfos dazu erklärt worden. Sie können auch online nachgelesen werden, wenn du den Zettel nicht mehr zur Hand hast.

Na dann, juten Hunger,

HERBiE

für Schnittstelle