Bio-Div-Abo Mai 2020 Tour 1

Hallo Freund*innen der kleinteiligen Landwirtschaft, des leckeren Frühlingsgemüses und Interessierte an Agrar-Biodiversität,

(Hier ist der dem Abo beigelegte Info-Zettel der Mai 2020-Kiste des Bio-Div-Abos. Damit Du/Ihr eine Idee bekommt worum es geht.) Im Abo gab es eine Auswahl der folgenden Sachen.

>>> Pfücksalat vom Hofkollektiv Bienenwerder

>>> Spinat vom Hofkollektiv Bienenwerder

>>> Apfel-Holunderblüten-Saft aus der Mosterei Ketzür

>>> Kartoffeln über den Großhandel

Variationen möglich mit

>>> Open-Source-Brot vom Kollektiv Backstube gebacken

>>> Dinkelreis vom Biohof Lex

>>> Walnüsse vom Hof Windkind

>>> Apfel-Saft aus der Mosterei Ketzür

Die jeweilige Zusammensetzung variiert, der Warenwert ist

immer ca. 18 € (Variationen nötig und möglich, u.a. wegen den

angegeben Einschränkungen, bzw. individuellen Wünschen)

Das Abo besteht wie immer aus gentechnikfreien Lebensmitteln, die u.a. aus samenfestem Saatgut gezogen wurden, bzw. aus Misch-Saft aus regionalen Äpfeln und aus fair gehandelten Zutaten, die großteils in solidar-ökonomischen Strukturen verarbeitet wurden.

Diesmal zum Anfang ein wenig Organisatorisches und Perspektivisches.

Im Zuge eines organischen Wachsens, was eine Grundidee bei Schnittstelle von Anfang an war und immer noch ist, geht es mit der Zahl der Abo-Nehmer*innen weiter nach oben. Zur Zeit sind es etwas mehr als 80 Abos, mit einem kleinen steten Zuwachs. Da ich immer mal nachfrage, kann ich sagen das ca. die Hälfte der Probeabos über Freund*innen dazu kommen 😉

Besten Dank an euch, die über das Abo, das Gemüse, den Beipackzettel reden und damit immer wieder in ihrem direkten Umfeld Werbung machen.

Teil dieses organischen Wachsens von Schnittstelle ist auch der größer werdende Kreis der Gärtner*innen, die das Gemüse für das Abo anbauen. Bisher gab es eine Zusammenarbeit, inklusive gemeinsamer Anbauplanung, mit Ludwig aus Börnecke und dem Hofkollektiv Bienenwerder. Es gab im letzten Winter schon Gemüse von Gregor und Chris vom Hof Walden sowie von Frank vom Waldgarten. Auch die beiden sind ab diesem Jahr Teil einer Jahresplanung. Bei diesen beiden Projekten geht es eher um Winter-/Lagergemüse, damit es im Winter ein wenig abwechslungsreicher wird. Da muss nur noch das Wetter mitspielen … aber ich bin da mal guter Dinge.

Um die im letzten Beipack-Zettel besprochene „längere Ernte-Phase bei samenfestem Gemüse“ besser nutzen zu können, Arbeit besser zu verteilen und gleichmäßiger Gemüse abzunehmen, steht eine Veränderung bei den Terminen für das Abo an. So wird das Abo bzw. das Ausliefern und das Abholen partiell neu organisiert. Aus den bisherigen zwei Touren und Abhol-Terminen werden nun drei Termine. Eine gute Begleiterscheinung der Umstrukturierung ist auch, dass noch mehr Abos mit dem Lastenfahrrad ausgeliefert werden können.

Bitte füllt den beiliegenden Zettel aus und schickt ihn bis zum 14. Mai zur Schnittstelle, per Post oder per Scan als E-Mail. Schnittstelle dank schon im Voraus.

Wenn du gerade ein Probe-Abo hast, würde ich dir die Fragen zukommen lassen, wenn du das Probe-Abo in ein reguläres umwandelst.

Corona und Lebensmittel

Die meisten denken bei dem Wortpaar Corona und Lebensmittel wohl an leere Pasta-Regale in der ersten Zeit des Auftretens des Virus. Das hat sich jetzt vielleicht gewandelt mit dem Erleben von Warteschlangen mit 1,5 Meter Abstand vor und reglementiertem Einlass in den (Bio-)Supermarkt.

Im Diskurs um Corona gibt es die sogenannten systemrelevanten Arbeitsbereiche, wie z.B. Supermarkt-Mitarbeiter*innen und andere Lebensmittel verarbeitende, handelnde und transportierende Arbeitsbereiche. In dem Zuge war auch mal Thema, dass das oft Arbeiten im sogenannten Niedriglohn-Sektor sind. Vielleicht hat es den Blick auf die dort Arbeitenden verändert, leider hat es keine Auswirkungen in Richtung Lohnerhöhung gegeben.

Weiter im Thema – systemrelevanter Spargel?

Ich weiß gar nicht, wie ich das anfangen soll. Da wurde Mitte April mehr oder weniger europaweit beschlossen, dass die Grenzen weitgehend dicht gemacht werden, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Vor den Toren und am Randder EU wurde Kriegsflüchtlingen das Recht auf Asyl verweigert und viele von denen, die die Grenze trotz aller Widrigkeiten überwinden konnten, werden in riesigen überfüllten Lagern festgehalten. Die Lebensrealität in den Lagern ist bestimmt von schlechter medizinischer Versorgung, kaum Optionen auf „Abstand halten“ und wenig bis keiner Wasserversorgung, z.B. zum Händewaschen.

Aber in Deutschland ging demnächst die Spargelsaison los. Also hat es der Deutsche Bauernverband geschafft, mit Lobbyarbeit durchzusetzen, dass es eine Ausnahme in Zeiten der dichten Grenzen gibt. Es wurden mehrere zehntausend Erntehelfer*innen eingeflogen. Es gibt formal Auflagen für die Arbeitsstätten, wie Quarantäne in den ersten zwei Wochen nach Ankunft, Unterbringung in kleineren Gruppen und Arbeit in kleinen festen Teams. Klingt erst mal ganz gut. Ich finde ja da die spannenden Frage, warum werden extra Menschen hier her, geholt, um hier z.B. Spargel zu ernten?

Kosten sparen, darum geht es. Oft bekommen die Saison-Arbeiter*innen nicht den deutschen Mindestlohn, haben Arbeitsbedingungen, die viele hier nicht eingehen würden (wochen- bzw. monatelange Unterbringung in Mehrbettzimmern, lange Arbeitstage, körperlich sehr schwere Arbeiten, …). Und damit werden diese Auflagen doch sehr fragwürdig und es gab schon diverse Berichte, wie diese Auflagen gar nicht eingehalten wurden. Auch gibt es schon mindestens einen Saisonarbeiter, der an CoVid-19 gestorben ist. Das wurde erst nach seinem Tod festgestellt, als seine Zimmermitbewohner erzählten, über was für Symptome er geklagt hatte.

Ähnliche Berichte gab es von einem Schlachthof in Baden-Württemberg, wo viele Vertragsarbeiter*innen aus Rumänien arbeiten. Die Quarantäne dort bestand aus der Anweisung, das sie jenseits der Arbeitsstelle Kontaktspeere hatten, aber normal weiter arbeiten mussten, und den Virus dann auf Arbeit weitergegeben haben. Systemimmanente Corona-Party, von den Chef*innen verordnet.

Was in der Krise von Corona sichtbarer wird ist ein Klassismus, der in der Gesellschaft verankert ist. Die Vorgaben, die medial ausgegeben werden, orientieren sich nicht an die Lebensrealität von Menschen, die von Klassismus betroffen sind. Home-Office kann halt bei der Ernte nicht gemacht werden, und ist auch keine Option für Menschen, die auf der Baustelle arbeiten. Die ganzen Arbeiter*innen in den Versandfirmen, auf die ja nun viele zurückgreifen, da die Läden zu sind/waren, und die Ausfahrer*innen, können meistens keinen Abstand halten. Den schlecht bezahlten Kassierer*innen wird dann per Radiowerbung gedankt, statt ihnen mehr Lohn zu zahlen. Und wenn Menschen wegen der schlecht bezahlten Arbeit nur eine kleine Wohnung für sich und ihre Familie leisten können, ist „stay at home“ auch ein Problem.

Das Thema wird auch ganz gut beleuchtet auf der Internetseite https://wasistklassismus.blackblogs.org/

Zum Inhalt der Kiste:

>>> Pfücksalat vom Hofkollektiv Bienenwerder

Der Pflücksalat ist eine Mischung aus Blättern von:

– Blattsalaten: red salad bowl, salad bowl, redbone, Australischer Gelber, Forellenschuss und Brune d’hiver

– Asiasalaten: Mizuna, Moutarde de Rouge, Wasabino

– aus Wildsammlung: Taubnessel und Giersch

– sonstiges: bunte Mangoldblätter, Rote Bete-Blätter, Rucola, Hirschhornwegerich, etwas Brunnenkresse“

>>> Spinat vom Hofkollektiv Bienenwerder

Die Spinat-Sorte heißt Butterfly und das Saatgut dafür ist aus hofeigener Vermehrung.

>>> Apfel-Holunderblüten-Saft aus der Mosterei Ketzür

Ein Gefühl von Sommer kann mensch mit diesem Saft schon jetzt bekommen. Korrekt ist die Bezeichnung „Apfelsaft mit Holunderblüten-Auszug“. Auch wenn die meisten die Holunderblüte sehr mit Sommer verbinden, ist es stark schwankend, wann der Strauch blüht. Das Blühen der Dolden hängt stark von der Witterung, dem Standort und der Sonneneinstrahlung ab. Die ersten grünen Blütenknopsen können ab Mitte Mai beobachtet werden. Die Blühphase ist dann ab Ende Mai bis Ende Juni.

>>> Kartoffeln

Diesmal gibt es Kartoffeln der Sorte Belana, eine festkochende Sorte. Sie ist die Nachfolgesorte der Sorte Linda. Von daher fällt sie ein wenig aus dem Bio-Div-Rahmen und ist keine „alte Sorte“. Die Kartoffeln sind ein Ersatz, da es leider kurzfristig einen Lieferengpass bei Biohof Lex gab.

Variationen möglich mit:

Die Variationen ergeben sich aufgrund der unterschiedlichen Wünsche und Individualisierungen. Zum Beispiel: Wenn in einem Abo Brot enthalten sein soll, gibt es dafür nur einen Saft. Teilweise gibt es noch andere Wünsche oder Allergien, die dann zu anderen Kombinationen führen, die hier nicht erwähnt werden.

>>> Open-Source-Brot vom Kollektiv Backstube gebacken

Das Brot hat eine rundliche Muschelform und ist frei geschoben. Das heißt, es wurde nicht in einer Kastenform gebacken. Hauptzutat ist 1050er Weizenmehl, es ist saftig und dicht.

Im Dezember-Beipackzettel sind Hintergrundinfos dazu erklärt worden, die du auch online nachlesen kannst, wenn du den Zettel nicht mehr zur Hand hast. Zu finden unter https://schnittstelle.berlin/bio-div-abo-dezember-2019-tour-1/

>>> Dinkelreis vom Biohof Lex

Eine Alternative zum nicht heimisch anbaubaren Reis. Geschliffener Dinkel, wie Reis zu verwenden, daher auch „Bayerischer Reis“ genannt. Dinkelreis wird aus dem ganzen Dinkelkorn hergestellt, indem es stark geschliffen und anschließend poliert wird. Gerne wird Dinkelreis als abwechslungsreiche, vollwertige Alternative zu herkömmlichem Reis verwendet: als Beilage, für Salate, Eintöpfe und Suppen.

>>> Walnüsse vom Hof Windkind

>>> Apfelsaft aus der Mosterei Ketzür

Na dann, einen juten Hunger,

HERBiE

für Schnittstelle