Bio-Div-Abo Sepotember 2021 Tour 1

Hallo Freund*innen der regionalen Landwirtschaft, der Agrar-Diversität, frisches-Gemüse-Liebhaber*innen und an Landwirtschaftspolitik Interessierte,

(Hier ist der dem Abo beigelegte Info-Zettel der September 2021-Kiste des Bio-Div-Abos. Damit Du/Ihr eine Idee bekommt worum es geht.)

Kürbis vom Hofkollektiv Bienenwerder
Frisée vom Hofkollektiv Bienenwerder
Petersilie vom Hofkollektiv Bienenwerder
Tomaten oder Zucchini von Ludwig aus Börnecke
rote Linsen über Biohof Lex bezogen

Variationen möglich mit:

Hafertreber-Brot vom Kollektiv Backstube
Saft aus der Mosterei Ketzür

Die jeweilige Zusammensetzung variiert, der Warenwert ist
immer ca. 18 € (Variationen nötig und möglich, u.a. wegen den
angegeben Einschränkungen, bzw. individuellen Wünschen)

Das Abo besteht wie immer aus gentechnikfreien Lebensmitteln, die u.a. aus samenfestem Saatgut gezogen wurden, bzw. aus Misch-Saft aus regionalen Äpfeln und Gemüse, die großteils in solidar-ökonomischen Strukturen verarbeitet wurden.

Ich packe immer wieder das Abo und staune immer wieder über die Formen, Farben und Vielfalt in der Kiste. Leider bin ich dann immer so beschäftigt, dass ich vergesse, ein gutes Bild davon zu machen.“

Wenn du gerade das Abo ausgepackt hast, hast du vielleicht Zeit und Muße, das Projekt Schnittstelle zu unterstützen und den Inhalt der Kiste mit einem Foto in Szene zu setzten? Wie genau, ob auf dem Holztisch, im Korb, sortiert und aufgeräumt, als Ganzes oder auch Teile als gekochtes Gericht, bleibt dir überlassen. Die Bilder, die du mir schickst, kommen dann voraussichtlich auf die Internetseite.Bei Wunsch auch mit Nennung deines Namens bei dem Bild.

eine der Möglichen Variationen, besten dank für das Bild.

Es steht die Bundestagswahl an und gleichzeitig kommen die Zeichen des Klimawandels, wie starke Wetterschwankungen und Waldbrände wegen der längeren Trockenperioden, nun näher. In dieser Beilage zum Abo ging und geht es viel um Agrar-Diversität und kleinteilige Landwirtschaft und um die Chancen, die wir damit haben, für klimatische Schwankungen gewappnet zu sein. Viel geht es auch um kapitalistische Strukturen und Bevorzugung großer industrialisierter Unternehmen. Oder auch um den Wirtschafts-Lobbyismus, der einer enkeltauglichen Landwirtschaft/Versorgung im Weg steht.

Aber was sind Bespiele dafür, wie eine ökologische und nachhaltigere Landwirtschaft und Versorgung weiter nach ober skaliert werden kann? Für größere Projekt muss mensch meines Wissens den mitteleuropäischen Raum verlassen. Das finde ich auch gut, also weiter zu schauen und einen eurozentrischen Blick zu hinterfragen. Wichtig ist aber auch zu schauen, warum die Projekte dort so „erfolgreich“ sind, und zu sehen, das Ideen in der Regel nicht einfach zu kopieren sind! Im Buch „Cecosesola – Auf dem Weg“, herausgegeben von Georg Wolter, Peter Bach und Alix Arnold, wird auch genau auf diesen Punkt spannend eingegangen.

Zum Projekt Cecosesola (Central de Cooperativas de Servicios Sociales del Estado Lara). (Das ist ein zusammen gekürzte Version vom Wikipedia-Artikel dazu.) Das ist ein hierarchiefreier, solidarischer Verbund von Genossenschaften in Venezuela, mit dem Schwerpunkt auf Anbau und Vertrieb von Lebensmitteln sowie Gesundheitsversorgung.

Zur Geschichte, die Leitung der Kooperativen für soziale Dienstleistungen im Bundesland Lara, wurde Ende 1967 gegründet. Das erste Projekt von Cecosesola war ein Beerdigungsinstitut. Es ist heute das größte in der Region; 20.000 Familien zahlen hier monatlich kleine Beiträge ein. Das Institut betreibt eine eigene Sargproduktion.

Über fünfzig Basisorganisationen mit insgesamt 20.000 Mitgliedern (Beschäftigte und Nutzer*innen) sind dem Verbund angeschlossen. 1.200 Kooperativistas arbeiten als „Hauptamtliche“ (trabajadores asociados) und bekommen ihren Unterhalt direkt vom Gesamtverbund. D. h., sie zahlen sich einen wöchentlichen Betrag, der in Abgrenzung von der Lohnarbeit „Vorschuss“ (anticipo) genannt wird. Die Höhe entspricht etwa dem Doppelten des staatlich festgesetzten Mindestlohns. Dieser Vorschuss richtet sich nach dem Bedarf, ist also nicht für alle gleich. Wer z. B. Kinder hat, bekommt mehr. 2010 betrug der Umsatz aller Unternehmen 430 Millionen Bolivares – 100 Millionen US-Dollar nach dem offiziellen Kurs.

Projekte: Lara liegt im Westen Venezuelas. Hauptstadt ist Barquisimeto mit einer Million Einwohner*innen. Hier betreibt Cecosesola drei Wochenmärkte, auf denen sich jede Woche 55.000 Familien – etwa ein Viertel der Stadtbevölkerung – mit Obst, Gemüse und anderen Lebensmitteln versorgen. 450 Tonnen Obst und Gemüse werden wöchentlich verkauft. Die Preise liegen durchschnittlich 30 Prozent unter denen von privatwirtschaftlich betriebenen Märkten. Daneben gibt es einen Laden für Haushaltsgeräte und Möbel, in dem Mitglieder die Produkte mit Ratenzahlungen ohne die üblichen hohen Zinsen kaufen können.

In den sechs Projekten der Gesundheitsversorgung werden pro Jahr 190.000 Behandlungen durchgeführt. 2009 wurde das neu erbaute Gesundheitszentrum CICS eingeweiht. Hier werden alternative Behandlungsmethoden wie Akupunktur und Massagen angeboten, aber auch chirurgische Eingriffe sowie Labor- und Röntgenuntersuchungen. Die Preise liegen 60 Prozent unter denen privater Kliniken. Für Mitglieder der Kooperativen sind bestimmte Behandlungen kostenlos.

Zum Verbund gehören außerdem Landwirtschaftsbetriebe: Zwölf Organisationen in den Bundesländern Lara und Trujillo mit mehr als 200 landwirtschaftlichen Kleinbetrieben (2–3 Hektar) beliefern die Märkte. In einigen Betrieben wird versucht, Agrochemie durch biologischen Pflanzenschutz zu ersetzen. Kleine Produktionsgenossenschaften stellen Lebensmittel her, die auf den Märkten verkauft werden: Brot, Vollkornnudeln, Getreideflocken, Tomatensauce, Kräuter, Gewürze, Honig, Fruchtmark usw. Außerdem gibt es eine Sparkasse und andere Finanzierungs- und Solidaritätsfonds.

Zu dem nächsten Projekt gibt es leider nicht so viel zu lesen, aber diverse Video/Film-Beiträge, die mensch im Internet finden kann. Auch in Dokus zum Thema Zukunft der Landwirtschaft werden sie immer wieder vorgestellt.

In Südkorea gibt es die weltweit größte Organisation der solidarischen Landwirtschaft, die Genossenschaft Hansalim. Sie zählte 2019 2.300 landwirtschaftliche Betriebe und 644.000 Haushalte zu ihren Mitgliedern und versorgte rund zwei Millionen Menschen. Klar ist das dann ein wenig anders als die SoLaWi-Höfe, die es hier in der Nähe gibt. Dort sind in dem Verbund auch Betriebe wie eine Tofurei und eine Sojasoßen-Manufaktur.

Ein anderes Projekt, das sehr spannend ist, aber nicht so einfach nach Berlin übertragen werden kann, ist das Konzept der New Yorker SuperCoop. Dort betreiben 17.000 Menschen mit einem monatlichen Beitrag und ehrenamtlicher Tätigkeit einen Supermarkt, der dort ein unvergleichbares Angebot hat und deswegen in New York sehr attraktiv ist. In Berlin gibt es dazu auch eine Initiative.

Der Inhalt der Kiste:

>>> Kürbis vom Hofkollektiv Bienenwerder

Im Abo ist schon mal ein Vorbote der Kürbiszeit, ein Kürbis der Sorte Zappho. Das ist zwar botanisch ein Kürbis, wird aber als junge Frucht wie eine Zucchini geerntet und auch wie Zucchini mit der Schale gegessen. Der Geschmack erinnert an frische Erbsen.

>>> Frisée vom Hofkollektiv Bienenwerder

„Wallonne“ ist ein Herbstsalat und gehört zu den Endiviensalaten. Er eignet sich besonders gut für die Nachkultur. Der Salatkopf hat einen rosetten- bis schalenförmigen Wuchs. Die inneren Blätter sind hellgrün bis gelb und zarter als die Außenblätter. Die schmackhaften Herzen sind fest und hitzebeständig, aber auch für Rohkostsalate bestens geeignet.

Bei Wikipedia heißt es dazu: „Die Endivie wird roh als Salat verzehrt, man kann Endivie aber auch warm wie Spinat oder Mangold zubereiten. Eine Spezialität im Rheinland ist Endivien untereinander.“

Die Beilage Endivie untereinander besteht aus fein geschnittenen Endivienstreifen zusammen mit angebratenen Speckwürfeln und Zwiebeln unter Kartoffelpüree gemengt. Zeiten ändern sich: Auch wenn im Original-Rezept Speck vorkommt, ist die Empfehlung, die Speckwürfel durch klimafreundlicheren Räuchertofu zu ersetzen.

>>> Petersilie vom Hofkollektiv Bienenwerder

Der passt super auf ein Margarine-Brot oder gibt warmen Gerichten eine frische Note 😉

>>> Tomaten oder Zucchini von Ludwig aus Börnecke

Ich habe geschaut, dass diejenigen von euch, die im August keine Tomaten hatten, diesmal welche bekommen.

Bei den Tomaten ist es ja allgemein bekannt, dass es mehr als rot und rund gibt.

Auch dieses Mal gibt es einen Mix: Die Sorte Ruthe ist eine rote Cocktailtomaten. Zuckertraube ist ebenfalls eine rote runde Cherrytomate. Back Cherry ist, wie der Name schon sagt,, auch eine Cherrytomate, aber in dunkel-violett. Dazu kommen teilweise noch Tomaten der Sorte Andenhorn. Diese Sorte ist eine spitzförmige rote Flaschentomate mit ungewöhnliche Früchten, die in Form und Größe an Spitzpaprika erinnern. Und es sind ein paar Tomaten der Sorte Indigo Rose geliefert worden. Ihre Früchte sind „sonnenseitig: violett bis schwarz, schattenseitig: rosa bis rot“. Abgerundet wird der Mix mit gelben Cherrytomaten, die birnenförmig sind und bei Kindern sehr beliebt sind.

Es werden nicht in allen Abos alle Tomatensorten drin sein.

Oder ihr bekommt eine Zucchini der Sorte Zubado.

Im August gab es eine bunte Auswahl an Zucchini aus Bienenwerder. Damit wurde mal wieder deutlich, dass es Zucchini nicht nur in grün und länglich gibt, sondern dass sie vielseitig in Farbe und Form sind.

Mit der Sorte Zubado gibt es in diesem Monat eine klassische Variante. Sie ist mittel- bis dunkelgrün und länglich. Im August gab es ein Rezept für Zucchinipuffer im Beipackzettel, der ist auch online zu finden unter www.Schnittstelle.Berlin und dann bei „Abos“ schauen.

>>> rote Linsen über Biohof Lex

Diese Linsen kommen aus Österreich. Dass auch rote Linsen in Österreich wachsen, war mir neu. Dass auch in Mitteleuropa Linsen angebaut wurden/werden, sieht mensch ja an so traditionellen Gerichten wie Spätzle mit Linsen, Linsensuppen … . Das sind dann aber eher braune oder schwarze Linsen. Rote verbinde ich doch eher mit indischer Küche.

Leider habe ich keine weiteren Informationen gefunden, seit wann, in welchem Umfang oder in welcher Region sie genau angebaut werden, außer dass es in Österreich ist. Schade.

Variationen möglich mit:

Die Variationen ergeben sich aufgrund der unterschiedlichen Wünsche und Individualisierungen. Da es diesmal wieder viel Gemüse gab, ist die hauptsächliche Variation Brot. Und deswegen ist es in diesem Monat so, dass wenn in einem Abo Brot enthalten sein soll, es dafür keine Tomaten gibt. Teilweise gibt es noch individuelle Wünsche oder Allergien, die dann zu anderen Kombinationen führen, die hier nicht erwähnt werden.

>>> Hafertreber-Brot vom Kollektiv Backstube

Im Abo ist das neue Biodiversitätsbrot des Berliner Kollektivs Die Backstube. Es besteht aus Dinkelsauerteig sowie Hafertreber von Kornwerk-Haferdrinks, Weizenvollkornmehl, Weizenmehl, Wasser und Salz.

Das Kornwerk macht einen Haferdrink aus alten Hafersorten, die regional angebaut werden. Der Haferdrink wird in Pfandflaschen vertrieben. Bei der Produktion der Milchalternative bleibt Treber übrig, der in Form des Brotes weiterverwendet wird – eine sehr nachhaltige Variante, mit dem Treber was Sinnvolles zu machen.

Soweit,

nun euch einen juten Hunger,

HERBiE

für Schnittstelle