Ein Reisebericht über die IRIS-Genossenschaft

Ein Freund, Unterstützer und Mitbegründer der Kommune Urupia, war diesen Sommer in Italien unterwegs und hat u.a. unsere Nudel-Lieferanten, die Cooperativa Iris, besucht und uns einen Reisebericht zur Verfügung gestellt.

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Die landwirtschaftliche Genossenschaft IRIS

Das letzte Stück fahr´ ich durch eine der wenigen von Fabriken und industrialisierter Landwirtschaft nicht ruinierten Ecken der Po-Ebene, den Naturschutzpark Oglio Sud in der Provinz Cremona. Auf einem großen, typischen Gutshof werde ich von Maurizio Gritta, dem Präsidenten und Mitbegründer und anderen Genoss_innen von IRIS freundlich empfangen.
Auf Vernetzungstreffen kollektiver landwirtschaftlicher Initiativen hatten wir uns kennengelernt. Seit 15 Jahren ist die leckere Pasta von IRIS fester Bestandteil meiner Küche. Im Mai dieses Jahres schaffe ich es endlich sie zu besuchen.
Maurizio erzählt die Geschichte von IRIS: von den ersten Experimenten des biologischen Anbaus von Gemüse und Getreide und den ersten Erfahrungen der lokalen Direktvermarktung Ende der 70er Jahre; wie er mit einigen Freund_innen unter einfachsten Bedingungen, bisweilen auch angefeindet, auf kleinen gepachteten Flächen begonnen hatte. Leben konnten sie viele Jahre davon nicht. 1984 gründeten sie schließlich auf der Basis von 5 ha die Cooperative IRIS. Für den Vertrieb ihrer Produkte – verschiedene Getreide, Hülsenfrüchte, Gemüse, Geflügel, Eier, Wurst und Salami – eröffneten sie zwei Läden in der nächstgrößeren Stadt, in Cremona.
1988 erwarben sie 38 ha Land rund um den Gutshof, das auch heute noch der Kern der Genossenschaft ist. Dieser Schritt legt auch Zeugnis ab von dem sozialen Netzwerk, das IRIS in den Jahren zuvor geknüpft hatte: ein beträchtlicher Teil des Kapitals wurde durch Freundeskredite aufgebracht. Von Beginn an suchte IRIS nach Möglichkeiten der Direktvermarktung, nach anderen,
als den herkömmlichen Beziehungen zwischen Produzent_innen und Konsument_innen.
Ihre Philosophie schloss Beziehungen zu den großen Nahrungsmittelvertriebsketten aus. Und wichtig war ihnen auch immer, die Preise so zu gestalten, dass nicht nur Leute mit Geld sich ihre Produkte leisten können.
Die deutlich vermehrte Produktion war auf den lokalen Märkten jedoch nicht mehr absetzbar.
IRIS konzentrierte sich daher in den 90er Jahren zunehmend auf die Weiterverarbeitung ihrer Produkte: auf Tomatensoße, eingelegtes Gemüse, Mehl, Kekse und vor allem auf Nudeln.
Die Pasta wird zum Markenzeichen von IRIS.
Parallel verstärken sie ihre Öffentlichkeitsarbeit: gegen industrielle Landwirtschaft und Gen-Technologie, für die Ausbreitung des Bio-Anbaus und die Sensibilisierung der Konsument_innen.
An der Gründung der ersten Foodcoops und ihrer Ausbreitung ( heute sind es italienweit über 800 ) haben libertär orientierte Genossenschaften wie IRIS und Urupia starken Anteil.
2005 erfolgt ein weiterer qualitativer Schritt: die von der Pleite bedrohte Nudelfabrik in der Nähe, in der schon in den Jahren zuvor die Pasta von IRIS produziert wurde, wird von der Genossenschaft übernommen. Anschaulich beschreibt Maurizio die Schwierigkeiten, an Lohnarbeit gewohnte Arbeiter_innen für die Übernahme von Verantwortlichkeiten zu gewinnen, sie für die Selbstorganisation zu qualifizieren. In den nächsten Jahren wurde die Zusammenarbeit mit anderen Bio-Bäuer_innen und landwirtschaftlichen Genossenschaften verstärkt. Einige wurden Mitglieder von IRIS; mit anderen wurden langfristige Kooperationsverträge abgeschlossen: zu Konditionen, die deutlich über den Weltmarktpreisen für Getreide lagen. Darüber gelang es schon 2009, die Fabrik nur noch mit der Produktion von Bio-Nudeln auszulasten.
Aus dem Streifzug durch die Geschichte von IRIS von Maurizio wird deutlich, dass diese Genossenschaft mehr ist als ein interessanter Produktionsbetrieb von biologischer Pasta.
Das spiegelt sich auch in ihrer neuesten Initiative wider: Letztes Jahr ist auf ihre Initiative eine Stiftung gegründet worden, mit dem Ziel, die in Jahrzehnten erworbenen Erfahrungen für eine andere kulturelle, ökologische, soziale und ökonomische Entwicklung verstärkt zu nutzen.
Insbesondere geht es ihnen um die Erhaltung und Reproduktion alten Saatguts, den Aufbau einer Samenbank und die Förderung bäuerlicher Kultur wie auch um eine Kultur der gegenseitigen Unterstützung, der Selbstorganisation und der Förderung direkter Kooperationsformen zwischen
Produzent_innen und Konsument_innen.
Rolf

weitere Infos(leider nicht mehr auf Deutsch ?) auf der Seiten IRIS

1 Kommentar zu „Ein Reisebericht über die IRIS-Genossenschaft“

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