Ernährungssouveräni… was?
Eine spannende Broschüre zeigt politische Alternativen zum herrschenden, undemokratischen Nahrungsmittelsystem auf.
Pünktlich zum Tag des kleinbäuerlichen Widerstandes (17.4.) haben wir den passenden Lesestoff erhalten: In der knapp 40-seitigen Broschüre „Die Zeit ist reif für Ernährungssouveränität!“ haben Agraraktivist_innen aus Österreich in kurzweiliger und informativer Weise zusammen getragen, welche Prinzipien und politische Forderungen im Konzept „Ernährungssouveränität“ stecken, und welche praktischen Ansätze zur Erreichung dieser Ziele bereits existieren. Wir können die Lektüre dieser Broschüre allen auf Wärmste empfehlen, die nach Alternativen jenseits des agroindustriellen Lebensmittelwahnsinns suchen!
Ernährungssouveränität ist in den letzten Jahren zur zentralen politischen Forderung der globalen Kleinbäuerinnenorganisation ‚la Via Campesina‘ und anderer kritischer NGOs geworden. Auch wir als Schnittstelle berufen uns ja immer wieder auf dieses Konzept. Doch was können wir uns darunter eigentlich vorstellen? Der Wissenschafter und Aktivist Raj Patel formuliert es am Buchdeckel der Broschüre so: „Das moderne Lebensmittelsystem wurde von einer Handvoll privilegierter Menschen geschaffen. Ernährungssouveränität besteht darauf, dass dies illegitim ist, weil die Gestaltung unseres Gesellschaftssystems nicht das Privileg von Wenigen, sondern das Recht von allen ist.“ Ernährungssouveränität meint also zuallererst eine Demokratisierung unserer Nahrungsmittelsystems. Wie weit das Spektrum dabei ist, zeigt die Broschüre auf: Darunter fällt der Aufbau neuer Beziehungen zwischen Produzent_innen und Konsument_innen ebenso wie das Eintreten für die Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Landwirtschaft, Landbesetzungen oder der Kampf gegen die Illegalisierung von Migrant_innen, die sowohl in den Herkunfts- als auch in den Zielländern oft Opfer des globalisierten agroindustriellen Systems sind.
In 15 kurzen Artikeln schaffen es die Autor_innen, die große und bunte Vielfalt des Konzepts der Ernährungssouveränität darzustellen und schmackhaft zu machen. Analytische Artikel wechseln sich dabei mit praktischen Beispielen, die in Richtung einer Realisierung von Ernährungssouveränität arbeiten (z.B. CSA-Initiativen, Reclaim the field-Bewegung, Zusammenführung von urbanen und ländlichen Kämpfen) ab. Aufgelockert wird das ganze durch Zeichnungen des Charikaturisten Much, der in seinen Bildern viele Absurditäten des herrschenden Agrarsystems humoristisch auf den Punkt bringt.
Wenn ihr Zeit habt, kommt doch am 22. April beim Gartenfest von Ton-Steine-Gärten vorbei, dann könnt ihr am Schnittstellenstand mal durch die Broschüre blättern und – wenn sie euch genauso gut gefällt wie uns – gleich eine mitnehmen. Oder ihr bestellt sie euch über die Schnittstelle. Einige weitere Exemplare sollte es auch noch in den Buchhandlungen Schwarze Risse (Mehringhof) und im O21 (O-Straße) geben. In allen Fällen gilt: Solange der Vorrat reicht!