Bio-Div-Abo Februar 2017

Ihr haltet ( lest ) den Beipackzettel der Februar-Kiste des Bio-Div-Abos in Euren Händen, diesmal mit:
>>> Äpfeln von der Kommune Karmitz
>>> bunten Karotten vom SoLaWi-Hof Volzendorf
>>> Kartoffeln vom Hofkollektiv Ulenkrug
>>> Schwarzwurzeln von Ludwig aus Börnecke
>>> Apfel-Sanddorn-Saft der Mosterei Ketzür
>>> Brot aus Emmer-Getreide vom Kollektiv Backstube gebacken
>>> und die Broschüre ‚Konzernatlas‘
Variationen möglich mit
>>> Apfel-Wurzel-Saft der Mosterei Ketzür

Die jeweilige Zusammensetzung variiert, der Warenwert ist immer ca. 18 € (Variationen nötig und möglich, u.a. wegen den angegeben Einschränkungen, bzw. individuellen Wünschen)

Das Abo besteht wie immer aus gentechnikfreien Lebensmitteln, die u.a. aus samenfestem Saatgut gezogen wurden, bzw. aus Misch-Saft aus regionalen Äpfeln und aus fair gehandelten Zutaten, die groß-teils in solidar-ökonomischen Strukturen verarbeitet wurden.

Im letzten Abo wurde ja auch zur ‚Wir haben Agrarindustrie satt!‘-Demo in Berlin aufgerufen, die anlässlich der Internationalen Grünen Woche Berlin stattfand. Gut 18000 Menschen sind auf die Straße gegangen, um für eine andere Agrar-Politik zu demonstrieren und mit unterschiedlichen Forderungen präsent zu sein. Einige Impressionen gibt es bei Youtube unter Videorückblick: ‚Wir haben Agrarindustrie satt!‘ – Demo 2017 ( https://www.youtube.com/watch?v=bMYLH7E6rdY )
Ab Minute 1:02 seht Ihr auch Freund*innen von mir und mich mit der Forderung nach einem guten Leben für alle, gegen Landgrabbing und für eine kleinteilige Landwirtschaft.
Soweit mal ein Rückblick.

zum Inhalt der Kiste:
>>> Äpfel von der Kommune Karmitz
Auch diesen Monat gibt es nochmal Lageräpfel aus dem Wendland.
Dieses Mal sind es Glockenäpfel, aber zuerst will ich noch was zum Roten Boskop vom letzten Monat schreiben, was ich vergessen hatte. Diese Äpfel hatten ja einige ’nicht so schöne Stellen‘. Die kamen von einem Hagelschaden. In der Regel wird so was aussortiert oder unter Preis verkauft. Unter Preis verkaufen ist eher selten, da die meisten Kund*innen ja immer schönes, makelloses Obst wollen. Aber die Frage ist ja, warum müssen Bäuer*innen eine Umsatz-Einbuße oder -Ausfall wegen Wetter haben, wofür sie nichts können?
Diesen Monat gibt es Glockenäpfel. Diese Sorte ist im Oktober pflückreif und ab Dezember genussreif, womit sie zu den Winteräpfeln gehört. Sie können in einer kühlen Umgebung bis Juni gelagert werden.
Bei Wikipedia heißt es zu Winteräpfeln: „Mit Winteräpfeln sind Apfelsorten gemeint, die nach der Ernte im Herbst – meist im Oktober oder November – zwei Monate oder länger lagern müssen und gewöhnlich erst im Dezember oder später genussreif sind. Bei Winteräpfeln handelt es sich demnach um so genannte Lagersorten. In einigen Ausnahmefällen können Winteräpfel bis in den Juni hinein eingemietet werden. Ein Beispiel für extrem lange Lagerbarkeit ist der Rote Eiserapfel, der sich in Erdmieten bis zum Sommer des übernächsten Jahres halten kann. Vor der permanenten Versorgung mit Äpfeln aus Neuseeland, Chile und Südafrika waren die lange haltbaren Winteräpfel eine der wichtigsten Quellen für die Versorgung mit Obst.“

>>> bunte Karotten vom SoLaWi-Hof Volzendorf
Bunte Karotten/Möhren waren ja schon immer wieder mal im Abo und ich habe auch schon einiges dazu geschrieben. Nun bin ich nochmal über den Bund der Steuerzahler gestolpert, der sich 2012 über eine Finanzierung eines Projektes zur Karottenvielfalt echauffiert hat. „’Ich habe nichts gegen bunte Möhren, …‘ sagte Matthias Warneke, der Finanzexperte des Steuerzahlerbundes, bei der Inspektion des Projekts ‚Entwicklung verschiedenfarbiger Möhrensorten für den Biolandbau‘ auf einem Versuchsfeld in Bernburg. Und fuhr weiter mit den Worten ‚…, es ist aber nicht die Zuständigkeit des Steuerzahlers, sich um verschiedenfarbige Möhren zu kümmern. Diejenigen, die vom Verkauf der Möhren später profitieren, sollten auch für die Zucht bezahlen.’“ (Zitat im MDR von 2.8.2012)
Da muss der Bund der Steuerzahler wohl noch was lernen, wenn er von Liebhaberei redet und nicht von Sortenvielfalt. Und auch nichts zur Verflechtung von Wirtschaft und Gentechnik-Forschung sagt. Die Profitierenden der Gentechnik hätten dann so einiges zu bezahlen, was jetzt ‚der Steuerzahler‘ trägt, ohne dass ‚er‘ es will. Die spannende Frage ist, wie wir damit umgehen wollen, dass Saatgut ein Allgemeingut ist. Erst in den letzten 100 Jahren wurde es in Mitteleuropa zum ‚Eigentum‘ gemacht und wird seitdem erst als Ware gehandelt.
Naja, bis wir den ‚Bund der Steuerzahler‘ vom Nutzen bunter Möhren überzeugen können, müssen wohl noch die ein oder andere Saatgut-Tausch-Börse organisiert werden, einige Bio-Div-Kisten ausgeliefert und das System der industriellen Landwirtschaft abgeschafft sein.

>>> Kartoffeln vom Hofkollektiv Ulenkrug
Ihr habt die Sorte Linda bekommen, eine vorwiegend festkochende Sorte. Sie war vor mehreren Jahren in den Schlagzeilen, da die Zulassung beim Bundessortenamt vom Züchter nach den ersten 30 Jahren nicht verlängert werden sollte, Bäuer*innen sie aber gerne weiter anbauen wollten und sich das nicht verbieten lassen wollten. Das Thema Saatgut, Saatgutrecht, wer verdient eigentlich daran und mit welchem Interesse war damit eine Zeitlang mehr in der Öffentlichkeit. Nach mehreren Jahren Rechtsstreit, Öffentlichkeitsarbeit und dem Schachzug, die Sorte in Großbritannien anzumelden, ist es Bäuer*innen in Deutschland nun wieder gestattet sie anzubauen.

Aber was ist eigentlich der Unterschied zwischen fest-kochenden, vorwiegend fest-kochenden und mehlig-kochenden Kartoffeln, und welche Sorte ist für was geeignet?
Diese Unterteilung hängt von der Stärkemenge der Kartoffel ab. Je höher der Gehalt an Stärke, desto trockener, mehliger und grobkörniger ist der Geschmack. Mehlig-kochende Knollen haben einen Stärkegehalt von 16,5%, fest-kochende Knollen dagegen haben im Durchschnitt nur einen Stärkegehalt von rund 14%. Sie sind dadurch schnittfester und feuchter. Vorwiegend fest-kochende und fest-kochende Knollen landen heute in Deutschland am häufigsten auf dem Teller. Die mehlig-kochenden waren in der DDR beliebter.
Fest-kochende Kartoffeln sind gut für Bratkartoffeln, Kartoffelsalat, Gratins und Pellkartoffeln, weil die Knolle auch gekocht relativ schnittfest ist und feuchteres Fruchtfleisch hat als die mehlig-kochenden. Sie werden manchmal auch Salat- oder Speckkartoffeln genannt.
Vorwiegend fest-kochende Kartoffeln haben einen mittleren Stärkeanteil von ca. 15% und sind die Kartoffeln für alle Fälle. Das mittelfeste, feinkörnige Fruchtfleisch eignet sich wunderbar für Salzkartoffeln, Bratkartoffeln, Eintöpfe, Aufläufe, Pommes und auch Stampfkartoffeln. Die Schale platzt beim Kochen nur leicht auf.
Mehlig-kochende Kartoffeln fallen nach dem Garen fast von alleine auseinander und schmecken leicht trocken. Sie sind ideal für Suppen, Kroketten, Knödel, Püree, Gnocchi und Ofenkartoffeln.

>>> Schwarzwurzeln aus Börnecke
Botanisch korrekt müsste es Gartenschwarzwurzeln heißen, da es diese Unterart der Schwarzwurzel-Gattung ist, die gegessen wird. Die älteren Abonehmer*innen werden sie vermutlich kennen, bei den jüngeren sind sie möglicherweise ein unbekanntes Gemüse. Ich kann auch schreiben, dass sie in meinem Kochplan bisher kaum vorgekommen sind, auch wenn ich sie noch aus meiner Kindheit kenne. Da hat sie nämlich meine Oma gekocht, meine Mutter hat sie dann kaum bis gar nicht mehr gekocht.
Aus Wikipedia: „Von den Wurzeln werden anhaftende Erde und Sand abgewaschen, danach unter Benutzung von Handschuhen (gegen den stark haftenden Milchsaft) mit einem Gemüseschäler geschält und gleich in Wasser eingelegt, damit sie nicht braun anlaufen. Werden sie in Essigwasser eingetaucht geschält, werden Hände und Küchengerät weniger verschmutzt. Leicht vorgekocht (Blanchieren) lässt sich die Haut auch abziehen.
Die Schwarzwurzel kann dann als Suppe, gekochte Gemüsebeilage und Blätter oder Wurzel als Salat verwendet werden.“ Sie können allerdings auch ohne Handschuhe geschält werden und mit Seife, starkem Reiben und etwas Geduld kann der klebrige Saft nach dem Schälen von den Händen abgewaschen werden.

>>> Apfel-Sanddorn-Saft der Mosterei Ketzür

Hier im Abo gibt es immer wieder Lebensmittel, die schon fast ausgestorben sind. Allerdings ist es bei Sanddorn eher umgekehrt. Bei der Recherche war ich erstaunt, dass er erst seit den 80ern kommerziell genutzt wird, zumindest in Mitteleuropa. In der DDR war er bekannt unter dem Begriff ‚Zitrone des Ostens‘.
Seit Mitte der 70er-Jahre hatten Gärtner*innen in der DDR im Auftrag der Regierung begonnen, eine Alternative zur Vitaminspenderin Zitrone zu züchten, da für Zitronen die nötigen Devisen knapp wurden. Und da Sanddorn ebenfalls einen hohen Vitamin-C-Gehalt hat und schon in den hiesigen Breitengraden kultiviert war, bot er sich als so eine Alternative an. Nach wenigen Jahren wuchs mit der Sorte Leikora dann die ‚Zitrone des Ostens‘ heran. Diese hatte einen zehnfach höheren Vitamin-C-Gehalt als die Zitrone.
Die erste Kultursanddorn-Plantage von 3 ha Größe wurde 1980 in Ludwigslust angelegt. Bis 1989 hatte sich die Anbaufläche in der DDR auf über 150 ha ausgedehnt. Nach 1989 verfielen viele dieser Flächen. Seit ca. 15 Jahren werden einige der Flächen wieder gepflegt und es wurden sogar neue Sanddorn-Plantagen angelegt, so dass die Anbaufläche in Deutschland derzeit knapp 700 ha beträgt.

>>> Brot aus Emmer-Getreide vom Kollektiv Backstube gebacken

Das Thema Getreide ist ja gerade wieder mehr in der Öffentlichkeit präsent. U. a. hatte ich ja auch im letzten Beipackzettel den Block der Initiative ‚die Bäcker‘ auf der ‚Wir haben es satt!‘-Demo beworben. Und der Vorstoß der Agrar-Multis zu Hybrid-Weizen ist ja gerade auch in den Medien. Kleiner Lese-Tipp: Die Dezember 2016-Ausgabe des Gen-ethischen Informationsdiensts hat das Thema Weizen als Schwerpunkt.
Im Abo ist diesen Monat für fast alle ein Brot. Es kommt vom gemeinsamen Projekt des Backstube-Kollektivs und Schnittstelle. Gestartet ist es mit einem monatlichen Backtermin. Im Moment wird es immer in der ersten und dritten Woche im Monat mittwochs gebacken und kann auch in der Backstube selbst und beim den Kollektiven Kraut&Rüben, Dr. Pogo und dem Biokraftkeller und in den Bioläden Bio-Oase und bei Biotopia erworben werden.
Derzeit wird es aus Emmer 30%, Weizen 30 % und Roggensauerteig 40% gebacken.
Ein paar Abonehmer*innen haben es als festen Bestandteil oder als regelmäßigen Zusatz zum Abo.

>>> und die Broschüre ‚Konzernatlas‘

Winterzeit = Lesezeit. Einer der Macher*innen des Konzernatlas hat mich gefragt, ob die Biodiversitäts-Interessierten nicht auch Interesse an der Broschüre habe. Wenn Du sie schon kennst, gerne weiter geben, verschenken und im Notfall (bevor es Altpapier wird) mit dem Pfand wieder zurückgeben 😉 . Dann lege ich sie im Depot aus … . Der Konzernatlas ist von diversen Stiftungen finanziert.

Variationen
Die Variationen ergeben sich aufgrund der unterschiedlichen Wünsche und Individualisierungen. Zum Beispiel: Wenn in einem Abo immer Brot sein soll, dann sind zum Beispiel weniger Möhren drin, oder statt Säften dann Linsen und/oder Brot.
möglich mit
>>> Apfel-Wurzel-Saft der Mosterei Ketzür

Na dann, einen juten Hunger,
HERBiE
für Schnittstelle

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