Bio-Div-Abo Januar 2014

Hallo Freunde, kochbegeisterte und Genießer_innen der Agrarbiodiversität,

ihr haltet die Januar Version des Bio-Div-Abos in euren Händen, es ist das 23 mal das eine Auswahl zusammen gestellt wurde.

In diesem Monat gibt es:
>>> 1 Kg weiße Möhren, aus der Gärtnerei von Ludwig in Börnicke
>>> 1 Glas Petersilien-chilli-pesto von Wildkräuterspezialitäten
>>> 1 Liter Apfel-Möhren-Saft gemostet von der Kommune Karmitz
>>> 1 Liter Apfel-Mango Saft gemostet in der Mosterei Ketzür
>>> 500 gr. schwarzes Quinoa über El-Puente bezogen
>>> 0,6 Kg gemixte Kartoffeln ‚la Ratte‘ und ‚blauen St. Galler‘ – regionaler Anbau………

Die jeweilige Zusammensetzung variiert (Variationen nötig und möglich, u.a. wegen den angegeben Einschränkungen, bzw. individuellen Wünschen )

Zum Abo, bzw. zum Inhalt, Möhre ist diesmal zweimal vertreten, zum Thema Möhrenvielfalt ist ja schon einiges hier geschrieben worden, deswegen hier nur ein Hinweis, die Lagerung erfolgte in einem Keller, kühl und nicht zu trocken, das verlängert die Lagerfähigkeit, auch das sie noch nicht gewaschen wurden, erhält den naturlichen Schutzfilm, vorm Verzehr waschen und schälen.

Die festkochende ‚la Ratte‘ Kartoffeln, müssen zum essen auch nur kräftig gewaschen werden. Sie stehen diesmal neben den vorw. festkochenden blau/violetten ‚blauen St Galler‘ Kartoffeln für die grosse Vielfalt bei Kartoffeln, die eher kleinen ‚la Ratte‘ können wunderbar, nach kräftigen spülen einfach als Ofenkartoffeln verwendet werden, mit den violetten und den weißen Möhren geben sie ein farbiges Trio auf dem Blech, dazu Quarck, angemacht mit einem kleinen Löffel von dem Petersilie-chilli-Pesto, fertig ist eine Mahlzeit

Quinoa wird, ebenso wie Amarant, als glutenfreies Pseudogetreide bezeichnet. Botanisch zählt Quinoa aber zu den Fuchsschwanzgewächsen und ist damit eher mit dem Spinat oder den Rüben verwandt. Auch wenn hier in den Läden meistens ’nur‘ gelbes Quinoa zu erhalten ist, ist hier auch beim Quinoa so das von den Bäuer*innen eine Vielzahl von Varietäten gezüchtet worden sind, die sich auch in verschiedenen Farben geäußert hat, hier kommt nun schwarz in den Topf. Quinoa eignet sich als Gemüsesuppen-einlage, sehr dekorativ als Beilage [ Reis-/Getreide-ersatz (fürchterliches Wort)] oder als süsser Nachtisch.

Das Gemüse in der Kiste ist samenfest, oft ‚historische‘ Sorten und ist nicht CMS-‚bearbeitet!

Letztes Jahr fiel der Ausliefertermin des Abos zwei mal auf Tage in denen in den Medien das Thema: Steriles Saatgut/CMS-Hybride im Bioladen, Wahlweise etwas überzogen mit der Überschrift ‚Gentechnik im Bioladen?‘ kurzzeitig hochkochte, leider war es zeitlich zu knapp es hier im Beipackzettel zu erläutern.
Das soll nun nachgeholt werden.

Aber was ist die CMS-Technik – Sterile Pflanzen durch Zellfusion
CMS steht für Cytoplasmatische Pollensterilität und meint Folgendes: Beim Herstellen von Hybridsaatgut dürfen sich die Elternlinien nicht selbst befruchten. Der Züchter muss deshalb bei einer Linie die Staubbeutel entfernen, mit Pinzette und Schere. Das ist aufwendig. Deshalb versuchen große Züchtungsunternehmen, im Labor in eine Linie Pollensterilität einzuschleusen. Diese Eigenschaft kommt natürlicherweise bei japanischem Rettich oder Sonnenblumen vor. Um sie auf andere Arten zu übertragen, wird im Labor eine Zelle, deren Erbgut nur diese Eigenschaft enthält (jedoch keinen Zellkern mehr), mit einer Zelle der zu sterilisierenden Sorte verschmolzen. Das klingt ziemlich gentechnisch. Doch nach der EU-Öko-Verordnung zählt die CMS-Technik nicht zur Agro-Gentechnik und ist somit erlaubt.

Soweit ‚technisch gesehen. Nun kann mensch sich streiten‚ ist das über­haupt Gen­tech­nik?‘ Da die CMS-Technik das einzigste Verfahren ist, das vom Europäischen Parlament in der Freisetzungsverordnung 2001/18/EG erlaubte (erwähnte) ‚gentechnische‘ Methode¹ ist.

Die Behauptung des ZDF ist dennoch falsch: Es handelt sich nicht um gentechnisch veränderte Organismen (GVOs) im Sinne der gebräuchlichen Definitionen. Beim CMSverfahren werden Pflanzen nur so verändert, wie es auf natürliche Weise durch Kreuzen und/oder natürliche Rekombination auch möglich wäre.

Die Seite von der Kam­pa­gne saveourseeds.​org be­schreibt es ganz gut mit “ …… Bei der Cy­to­plas­ma­ti­schen männ­li­chen Ste­ri­li­tät (CMS) ver­schmel­zen art­frem­de Zel­len und Zell­ker­ne (Pro­to­plas­ten­fu­si­on) und er­zeu­gen un­frucht­ba­res Saat­gut. Hier wird die Gren­ze zur Gen­tech­nik dünn, wie eine Zell­mem­bran.. “

Aber die Frage müssten einen anderen Fokus haben, die Fragen um CMS-Technik müsste doch eher Lauten, warum gibt es überhaupt CMS-Hybride, Warum kommt das ‚auf einmal‘ so massiv‘ in die Bioläden?

Warum gibt es überhaupt CMS-Hybride? ist relativ einfach erklärt, mit einer noch effizienteren Methode zum Herstellen von Hybriden Saatgut, läst sich einfach mehr Geld verdienen. Hybrid Saatgut muss immer neu gekauft werden, der Bäuerin, dem Gärtner bleibt gar keine Option sein eigenes Saatgut zu ziehen, über die Gefahren von Monokulturen, verweist der Artikel bei Wikipedia zu CMS
„In den 70er Jahren kam es in den USA zu großen Ertragsausfällen (Verlust von 15% der Ernte), weil ein einziges CMS-System (Texas-Cytoplasma) zu 80% verwendet wurde und die Wetterbedingungen für das CMS-System schlecht waren und so die Ernte zu 15% vernichtet hat.“

Und da wären wir dann auch bei der Frage ‚Warum kommt er so massiv in die Bioläden?‘
Eine Stellungnahme des Grosshändlers Grell dazu „CMS-Chicoree aus den Niederlanden
Der im Februar in Deutschland angebotene Bio-CMS-Chicoree stammte – laut Recherchen von Marktteilnehmern – von einem neuen und großen EU-Bio-Betrieb aus den Niederlanden. Dieser baute die extrem ertragreiche neue CMS-Sorte Topscore an. Die gesamte Erntemenge soll größer gewesen sein als die aller deutschen Bio-Chicoree-Anbauer zusammen und wurde womöglich deshalb zu einem sehr günstigen Preis auf den Markt gedrückt.

„Der Preis war einer der Gründe“, warum es der CMS-Chicoree im Februar auf den Markt schaffte. Darüber hinaus sei frühzeitig absehbar gewesen, dass das Angebot der Verbandsgärtner an Chicoree nicht ausreichen würde. Es gibt ein Engagement in der Bioszene für Verbandsanbau und samenfeste Sorten. „Aber wir sind da noch lange nicht am Ziel.“
Preisdruck statt Qualität
(Aber nicht auf die Holländer schipmfen, weiter geht es in der Stellungnahme) Es gibt in Deutschland nur eine Handvoll Gärtnereien, die Bio-Chicoree anbieten. Sie brauchen, um sinnvoll arbeiten zu können, Erzeugerpreise, die deutlich über dem Preis liegen, für die Bioladen-Kunden im Februar Chicoree einkaufen konnten. „Dadurch entsteht ein Preisdruck, der von unseren Abnehmern an uns weitergegeben wird“, beschreibt ein großer Verbands-Gärtner das Problem. Es betrifft nicht nur Chicoree, sondern auch Broccoli, Blumenkohl und andere Kohlarten, bei denen der CMS-Anteil besonders hoch ist. Nicht nur niederländische Betriebe liefern CMS-Ware, sondern auch deutsche EU-Bio-Anbaubetriebe, die für den Discount produzieren.“

Soll­te eine Frage nicht sein, warum über­haupt Hy­brid Saat­gut, egal mit wel­cher Tech­nik?
Die Industrie wirbt auch mit dem ‚Vorteil‘ das CMS-Hybride Hochleistungspflanzen mit einheitlichem Aussehen und gleichen Eigenschaften wachsen. Oft wird verschwiegen das dies meist mit Hilfe von synthetischen Düngern und Pestiziden passiert.
Aber auch der Kunde muss sich selbst Fra­gen, warum soll es, mög­lichst das ganze Jahr über, immer gleich aus­se­hen­des (Bio)Ge­mü­se, in Farbe, Form und in einer aus­rei­chen­der Menge geben? Aber wun­dert sich dann, das das nur über kon­ven­tio­nel­le An­bau­me­tho­den in der Bio­bran­che gewährleistet werden kann.
Für den nächsten Einkauf, die (meisten) Bio-Anbauverbände wie Gäa, Bioland, Naturland und Demeter haben in ihren Richtlinen ein Verbot von CMS-Saatgut. Und führen ‚Schwarze Listen‘ mit Hybridsorten, bei denen die Elternlinien mit CMS in Berührung gekommen sind.

hoffentlich mundet es euch und wir sehen uns bei der ‚wir haben es satt Demo‘,

HERBIE
für Projekt Schnittstelle

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PS: Der Video Tip darf nicht fehlen, ein etter Film passend zur Wir-haben-es-satt-Demo ist The Superfarmer!

oder Ein schön gemachter Kurz-Film über Preise von Lebensmitteln

¹ http://de.wikipedia.org/wiki/Cytoplasmatisch-m%C3%A4nnliche_Sterilit%C3%A4t#Umsetzung_in_der_Praxis
und http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:32001L0018:DE:NOT

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