Bio-Div-Abo – Juni-2016

Die Juni-2016-Variante des Bio-Div-Abos war mit:
>>> Schnittknoblauch vom Hofkollektiv Bienenwerder
>>> Mairübchen vom Hofkollektiv Bienenwerder
>>> Radieschen von Ludwig aus Börnecke
>>> Salat von Ludwig aus Börnecke
>>> Apfel-Rote Bete-Saft der Mosterei Karmitz
>>> Apfel-Saft der Mosterei Karmitz
>>> Pasta aus historischem Getreide von der Genossenschaft Iris

Variationen möglich mit
>>> Brot aus Urmut-Getreide vom Kollektiv Backstube gebacken
>>> verschiedene Reis-Sorten aus fairem Handel
>>> Apfel-Mango-Saft der Mosterei Ketzür
>>> Pasta von der Genossenschaft Iris

Die jeweilige Zusammensetzung variiert, der Warenwert ist immer ca. 18 € (Variationen nötig und möglich, u.a. wegen den
angegeben Einschränkungen, bzw. individuellen Wünschen)

Das Abo besteht wie immer aus gentechnikfreien Lebensmitteln, die u.a. aus samenfestem Saatgut gezogen wurden, bzw. aus Misch-Saft aus regionalen Äpfeln und aus fair gehandelten Zutaten, die groß-teils in solidar-ökonomischen Strukturen verarbeitet wurden.

In den letzten Wochen war ja Saatgut mal wieder in den Medien, zumindest wenn mensch dafür sensibel ist, da ein großer Player im internationalen Saatgutmarkt, die Firma Bayer, nach einem anderen großen Player, Monsanto, greifen will und mit der Fusion in der Top-Liste der Saatgutmonopolist_innen aufsteigen. Monsanto-Bayer wäre als Megakonzern die globale Nummer eins – für Saatgut und Agrargifte.
Bayer ist in Europa groß im Markt und Monsanto in den USA. Ein interessanter Aspekt, der dadurch sichtbar wird, ist, dass Bayer zumindest in Mitteleuropa hauptsächlich mit Arzneimitteln verbunden wird. Wenn von Gentechnik, Agrar-Business und Saatgut die Rede ist, wird in diesem Zusammenhang meistens nur von Monsanto geredet. Ja, das ist in den USA eine große Firma mit einer starken Lobby und die machen echt viele Sachen, die verachtenswert sind! Aber die Kritik an Monsanto hat manchmal Züge von einem einfachen (blinden) Anti-Amerikanismus, der Hinterfragt werden muss.
Dass es in der Agrarindustrie auch weniger beachtete Firmen gibt, wie Bayer in Deutschland oder Syngenta in der Schweiz, oder auch, dass wieder mal eine Saatgutfirma von einem globalen Player aufgekauft wurde, wird dann immerhin mit solchen Wirtschaftsnachrichten sichtbar. In diesem Zuge will ich hier auf ein Buch der Basler Gruppe MultiWatch hinweisen, nämlich auf das ‚Schwarzbuch Syngenta‘. U.a. damit versuchen sie seit letztem Jahr verstärkt, eine kritische Öffentlichkeit zu Syngenta herzustellen.

Kleiner Nachtrag zu der hier beworbenen Aktion Ende Gelände / Ziviler Ungehorsam gegen Braunkohle! (Ich will nicht immer nur vorher ankündigen, sondern auch mal zurückschauen.) Whow, über dreitausend Menschen haben vor 2 Wochen, am Pfingstwochenende 2016, die Tagebaue und das Kraftwerk ‚Schwarze Pumpe‘ für über nen Tag blockiert und temporär Vattenfall in der Lausitz lahmgelegt. Damit haben sie eine Debatte um Kohleabbau angeregt. Und nun geht es weiter mit Druck auf Vattenfall Ausüben, so dass der Tagebau stillgelegt und nicht verkauft wird.
https://www.robinwood.de/Newsdetails.13+M59537a8d3ed.0.html

Genug Einleitung, nun zum Inhalt der Biodiversitätskiste:

>>> Schnittknoblauch vom Hofkollektiv Bienenwerder
Diesen Monat gibt es mal wieder was eher Unbekanntes: Schnittknoblauch, in Asia-Läden auch unter Chinesischer Schnittlauch, Knolau, Thai Soi oder Buchu zu erhalten.
Geschmacklich eher Knoblauch als Schnlittlauch, allerdings sehr viel dezenter, kommt er dem Bärlauch nahe. Vor allem die essbaren Blüten haben neben der Schärfe noch eine angenehm süßliche Note. Ursprünglich kommt der wilde Schnittknoblauch in China, Japan, Nepal, Indien, Mongolei und auf den Philippinen vor. In Indien und China wird er seit mehreren Jahrhunderten in Kultur angebaut.
Die Blätter werden frisch verwendet, u.a. in Pfannengerichten und in Suppen.
Auch die knospigen Blütenstände und die Wurzeln werden roh oder gekocht gegessen.

>>> Mairübchen vom Hofkollektiv Bienenwerder
Die Mairübchen sind in diesem Monat von der Sorte „Golden Ball“ und “Di Milano a colletto viola“. Dieses Jahr schaffen sie es auch fast, ihrem Namen eine Ehre zu erweisen und mit immerhin Anfang Juni ein frühes Gemüse in unserer Region zu sein. Die Mairübe, auch „Navette“ genannt, ist eine Gemüsepflanze mit essbaren Wurzeln und Blättern. Die Blätter können wie Spinat verarbeitet werden (in manchen Gegenden werden auch nur die Blattstiele als Rübstiel gegessen). Die Rübe selbst wird roh oder gedünstet gegessen.
Die Schale enthält einen relativ hohen Anteil an Senfölen und erinnert deshalb geschmacklich an Rettich und Radieschen. Wer sie roh zu scharf findet, kann die Schale entfernen.
Das Mairübchen ist eine besondere Form der Speiserübe. Es ist eng verwandt mit den regionalen Teltower Rübchen und mit der Herbstrübe. Letztere wird aber später geerntet und sie wird etwas größer. Mairübchen tragen ihren Namen, weil sie im zeitigen Frühjahr gesät werden und ab Mai geerntet werden können.

>>> Radieschen von Ludwig aus Börnecke
Diesen Monat sind die Radieschen nicht weiß, sondern klassisch rot und die Sorte hat den Namen Sora-Radieschen. Sie werden diesmal mit Grün geliefert und so kann das Pesto-Rezept vom letzten Monat (siehe auch letzte Seite in diesem Beipackzettel) probiert werden. 😉

>>> Salat von Ludwig aus Börnecke
Pro Abo gibt es je einmal Salat – verschiedene samenfeste Sorten.
Optional sind es
– Merveille des Quatre Saisons, ein roter Kopfsalat,
– Skipper, ein grüner Kopfsalat,
– Verano, ein rötlicher Batavia, oder
– Pasha, ein roter Eichblatt

Was bedeutet samenfest?

Als samenfest werden diejenigen Sorten be­zeich­net, von denen mensch im Garten selbst Samen ge­winnen und nach­bau­en kann, ohne dass die Eigenschaften der Sorte in der nächsten Generation/Saison verlo­ren gehen! Die im Su­per- oder Baumarkt verkauften Sämereien sind meistens Hy­bridsorten. Diese müssen eigentlich mit dem Zusatz F1 gekennzeichnet sein. Zu erklären, was Hybrid-Sorten biologisch gesehen sind, würde den hier Rahmen sprengen, deswegen geht es eher um die Auswirkungen.
Aber warum überhaupt Hybrid-Sorten?
Hybrid-Saatgut ist auf mehreren Ebenen ‚gut‘ für die industrielle Landwirtschaft. Auf dem Feld zeichnen sich Hybrid-Züchtungen durch eine große Gleichförmigkeit (in Geschmack, Form, Größe und Reifezeitpunkt) aus. Damit lässt sich dann, der kapitalistischen Sichtweise folgend, effizienter handeln, in größeren Margen, europaweit,
Die Gurke ist dafür ein gutes Beispiel: Es wird behauptet, die Kund*innen würden grade Gurken wollen. Den meisten Verbraucher*innen ist es tatsächlich total Schnuppe, ob die Gurke eine Krümmung hat. Aber der Handel/dessen Lobby hat die Einführung von bestimmten Handelsklassen gefordert, damit der Großhandel aus Deutschland ‚über die gleiche Qualität‘ spricht wie der Zwischenhandel in Spanien, Griechenland oder Holland, wenn über Handelsklasse 2 gesprochen wird. In der Handelsklasse „Extra“ darf die Gurke maximal eine Krümmung von zehn Millimetern auf zehn Zentimetern Länge aufweisen.
Und in der Größenordnung, in der Gemüse weltweit gehandelt wird, ist es dann auch wichtig, alles genau kalkulieren zu können. Da ist dann eine ‚effiziente‘ Gurke, von der immer 12 Stück in eine Kiste passen, sinnvoll. (Ich spreche mich damit nicht per se gegen eine gewisse Effizienz aus! Aber die Frage ist ja: Ist es überhaupt sinnvoll, Gemüse, etwa aus Spanien, so weit zu transportieren?)

Hybrid-Saatgut kann mensch nicht selbst vermehren. Zwar wollen/können sowieso nicht alle Gärtner*innen ihr Saatgut selbst gewinnen, da das einen relativ hohen Arbeitsaufwand bedeutet. Aber dennoch ist vielen die Frage, wie es vermehrt worden ist, wichtig. Ein Großteil der samenfesten Sorten wird in kleinen Betrieben produziert. Diese Sorten sind regional angepasst(er) und haben Eigenschaften, die Klein(st)-Produzent*innen benötigen, wie z.B. eine längere Ernte-Periode statt einer Zucchini-, Gurken- oder Tomaten-Schwemme innerhalb von 2-3 Wochen.

Wenn mensch das Saatgut einer Hybridsorte gewinnt und aussät, werden Samen mit ganz verschiedenen Eigenschaften keimen, so wie sie im Ausgangssaatgut vorhanden waren. Das kann dann so aussehen, dass ein großer, gelber, schmackhafter Mais im nächsten Jahr kleine, rote Kolben hat, die zwar noch schmecken, aber mickrig sind und gleichzeitig gelbe, fast geschmacklose, ganz große Kolben trägt. Das ist ein ‚Trick‘ der Saatgut-Monopolist*innen, um die Leute als Kund*in­nen an sich zu bin­den und zum erneuten Kauf zu zwingen.
Das Vorhandensein sa­menfester Sorten ist die Voraussetzung dafür, dass viele Menschen unabhängig ihr Saatgut selbst ge­winnen, selektie­ren und regio­nal ange­passtes Saatgut züch­ten kön­nen.

Die Vermehrung als Hybride gibt es auch in freier Wildbahn, sozusagen als ’natürlicher‘ Vorgang. Das wird gerne von Verfechter*innen der industrialisierten Landwirtschaft und Samenproduktion vorgetragen. Wie etwa im Wikipedia-Artikel zu Hybriden, dort werden Hybridpflanzen dann so beschrieben und ganz ohne Kritik, die mensch an Hybridzüchtung haben könnte. Denn auch in freier Wildbahn kommt es manchmal zu Befruchtungen zwischen verwandten Arten aus unterschiedlichen Gründen. Aber dafür müsste hier sehr weit ausgeholt werden. Und die Kritik der Abhängigkeit von Saatgutkonzernen ist damit auch nicht vom Tisch.

Zu Saft-Diversität, Getreide und dem Brot als Bestandteil oder Variation will ich diesmal nichts schreiben. Einiges dazu könnt Ihr in den letzten Begleitzetteln nachlesen, die auch online auf www.schnittstelle.blogsport.de abgerufen werden können. Und demnächst kommt wieder was dazu in den Begleitzettel.

Na dann, juten Hunger,

HERBiE
für Schnittstelle

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Radieschenblätter-Pesto

für etwa 6 Personen

Zutaten:
Blätter von einem Bund Radieschen, gerne mit Stiel
180ml Olivenöl
150g Sonnenblumenkerne
2-3 Zehen Knoblauch
Salz
Pfeffer
optional: etwas Zitronensaft

Radieschenblätter putzen und in dicke Streifen schneiden, Sonnenblumenkerne anrösten, Knoblauchzehen schälen. Alles zusammen mit dem Olivenöl in eine Schüssel geben und pürieren, so dass Stückchen bleiben. Mit Salz, Pfeffer und Olivenöl abschmecken und mit Olivenöl garnieren.
Statt Radieschenblätter eignen sich auch sehr gut Kohlrabiblätter.

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