Mai 2018

Hallo Freund*innen der Agrar-Diversität, Liebhaber*innen von regionalem Gemüse und bunten Lebensmitteln
Hier der Bei-Pack-Zettel der Mai-2018-Variante des Bio-Div-Abos:

>>> Schnittknoblauch und Schnittlauch-Mix vom Hofkollektiv Bienenwerder
>>> Radieschen von Ludwig aus Börnecke
>>> Salat von Ludwig aus Börnecke
>>> Apfel-Saft der Mosterei Karmitz
>>> Pasta aus historischem Getreide von der Genossenschaft Iris

Variationen möglich mit
>>> Brot aus Champagner-Roggen vom Kollektiv Backstube gebacken
>>> Walnüssen vom Hof Windkind
>>> Apfel-Sellerie-Saft der Mosterei Karmitz
>>> schwarze Bohnen aus fairem Handel
>>> Pasta von der Genossenschaft Iris

Die jeweilige Zusammensetzung variiert, der Warenwert ist
immer ca. 18 € (Variationen nötig und möglich, u.a. wegen den
angegeben Einschränkungen, bzw. individuellen Wünschen)

Frühling, Sonne juhu, lecker Eis und endlich nicht mehr dicke Klamotten anziehen, der Frühling ist da und damit auch die ersten frischen Gemüse aus dem Umland.
Vorher gibt es ein paar Infos, zwei Rezepte und, ganz wichtig, bitte die letzten Seiten des Beipackzettels lesen, ausfüllen und zurückmelden.

Frühling ist ja auch die Zeit wo Menschen für ihren Garten, Balkon oder die Fensterbank sich Kräuter anziehen, Salat pflanzen und Gemüse im Garten säen. Aber wo kommt das Saatgut her, welcher Konzern verdient daran? Die Konzentration der Saatgutbetriebe hat die letzten Jahre massiv zugenommen, und damit auch der Druck der Konzernlobbyist*innen auf die Gesetzgebungen und auf die Freihandelsabkommen (in denen Saatgutrecht auch immer ein Punkt der Verhandlungen ist).
Aber auch der Protest dagegen ist vorhanden: Saatguttauschbörsen, Seminare zu „wie gewinne ich mein Saatgut“, das Vorhandensein von Saatgut im Biomarkt und auch das Hervorheben im Biobereich, dass Sorten samenfest sind, sind Zeichen, dass es da ein wachsendes Bewusstsein gibt.
Auch in diesem Abo gibt es natürlich wieder nur Gemüse aus samenfestem Saatgut.

Aber was bedeutet samenfest?
Als samenfest werden diejenigen Sorten bezeichnet, von denen mensch im Garten oder auf dem Feld selbst Samen gewinnen und nachbauen kann, ohne dass die Eigenschaften der Sorte in der nächsten Generation/Saison verloren gehen! Die im Super- oder Baumarkt verkauften Sämereien sind sehr oft Hybridsorten. Die werden mit mit dem Zusatz F1 gekennzeichnet.
Aber warum gibt es Hybrid-Sorten?
Hybrid-Saatgut ist auf mehreren Ebenen ideal für die industrielle Landwirtschaft. Auf dem Feld zeichnen sich Hybrid-Züchtungen durch eine große Gleichförmigkeit (in Geschmack, Form, Größe und Reifezeitpunkt) aus. Damit lässt sich dann, der kapitalistischen Sichtweise folgend, effizienter handeln (in größeren Margen, europaweit, mit vermeintlich weniger
„Schwund“, …).
Hybrid-Saatgut kann mensch nicht selbst vermehren. Zwar wollen sowieso nicht alle Gärtner*innen ihr Saatgut selbst gewinnen, aber dennoch ist vielen die Frage, wie es vermehrt worden ist, wichtig. Ein Großteil der samenfesten Sorten wird in kleinen Betrieben produziert, sie sind regional angepasst(er) und haben Eigenschaften, die Klein(st)-Produzent*innen, Selbstversorger*innen und auch Hobbygärtner*innen benötigen, wie z.B. eine längere Ernte-Periode, statt wie bei Hybridsaatgut, das eine Zucchini-, Gurken- oder Tomaten-Schwemme innerhalb von 2-3 Wochen „produziert“.

Wenn mensch das Saatgut einer Hybridsorte gewinnt und aussät, werden Samen mit ganz verschiedenen Eigenschaften keimen, so wie sie im Ausgangssaatgut vorhanden waren. Das kann dann so aussehen, dass aus den Körnern eines großen, gelben, schmackhaften Mais im nächsten Jahr Pflanzen keimen, die z.B. guten Geschmack, aber kleine rote Kolben haben, und andere, die gelbe, große, aber fast geschmacklose Kolben tragen. Das ist ein „Trick“ der Saatgut-Monopolist*innen, um die Leute als Kund*innen an sich zu binden und zum erneuten Kauf zu zwingen.
In manchen Ländern, wie beispielsweise Mexiko, gibt es bei bestimmten Gemüsesorten bereits kein samenfestes und regional angepasstes Saatgut mehr. Diejenigen, die diese Gemüsesorten anbauen, haben dadurch bereits ihre Unabhängigkeit von Finanz- und Saatgutkonzernen verloren. Das Vorhandensein samenfester Sorten ist die Voraussetzung dafür, dass viele Menschen unabhängig ihr Saatgut selbst gewinnen, selektieren und regional angepasstes Saatgut züchten können.

Eine Info noch, die Vermehrung als Hybride gibt es auch in freier Wildbahn, sozusagen als „natürlicher“ Vorgang. Das wird gerne von Verfechter*innen der industrialisierten Landwirtschaft und Samenproduktion vorgetragen. Wie etwa im Wikipedia-Artikel zu Hybriden. Dort werden Hybridpflanzen dann so beschrieben und ganz ohne Kritik, die mensch an Hybridzüchtung haben könnte. Auch in freier Wildbahn kommt es manchmal zu Befruchtungen zwischen verwandten Arten aus unterschiedlichen Gründen. Aber dafür müsste hier sehr weit ausgeholt werden. Und die Kritik der Abhängigkeit von Saatgutkonzernen ist damit auch nicht vom Tisch.

Nun zum Inhalt der Biodiversitätskiste:
>>> Schnittknoblauch und Schnittlauch-Mix vom Hofkollektiv Bienenwerder
Diesen Monat gibt es mal wieder was eher Unbekanntes: Schnittknoblauch, in Asia-Läden auch unter Chinesischer Schnittlauch, Knolau, Thai Soi oder Buchu zu erhalten.
Geschmacklich eher Knoblauch als Schnittlauch, allerdings sehr viel dezenter, kommt er dem Bärlauch nahe. Vor allem die essbaren Blüten haben neben der Schärfe noch eine angenehm süßliche Note. Ursprünglich kommt der wilde Schnittknoblauch in China, Japan, Nepal, Indien, der Mongolei und auf den Philippinen vor. In Indien und China wird er seit mehreren Jahrhunderten in Kultur angebaut.
Die Blätter werden frisch verwendet, u.a. in Pfannengerichten und in Suppen.
Auch die knospigen Blütenstände und die Wurzeln werden roh oder gekocht gegessen.
Rezept im Anhang.

>>> weiße Radieschen von Ludwig aus Börnecke
Fast schon traditionell startet die Saison mit frisch geernteten Radieschen der Sorte „Eiszapfen“. Wie immer bei Gemüse gehört ein wenig Glück dazu, ob die Radieschen punktgenau für das Abo geerntet werden können, oder ob sie noch zu klein sind oder schon geerntet werden mussten, sodass sie nicht zu groß oder gar noch holzig werden.
Und klar, wie so oft bei Gemüse in diesem Abo: Nicht alle Radieschen sind rot und rund, auch wenn mensch das im Supermarkt denkt. Sie können in Farbe und Form variieren, z.B. zylindrisch und weiß oder rot-weiß sein, oder gelb, wie die Sorte Goldball, die dann, wie der Name schon vermuten lässt, wiederum rund ist.
Radieschen kann mensch roh in Scheiben oder Streifen geschnitten oder geraspelt verzehren, in Salaten beigemischt oder als einfache Brotauflage. Salz mildert den etwas scharfen Geschmack und verstärkt das Radieschen-Aroma.

Mensch kann aber auch die Blätter essen. Das ist nicht so verbreitet, aber eine Option ist, sie entweder roh als/im Salat oder aber gekocht, ähnlich wie Spinat, zu verspeisen. Oder als Radieschenblatt-Pesto. Dafür gibt es ein Rezept auf der letzten Seite dieses Beipackzettels.

>>> Salat von Ludwig aus Börnecke
Die Salate wurden von Ludwig selber angezogen, was in einer immer mehr auf den Preis achtenden Bio-Landwirtschaft immer unüblicher wird. Denn auch im großen Stil ist es offenbar effizienter, wenn sich Betriebe so spezialisieren, dass sie z.B. nur noch Pflanzenvorzucht machen und dann die Pflanzen verkaufen. Wenn mensch nur auf den Preis achtete macht das Sinn.
Aber dann macht auch Hybridsaatgut Sinn. Diese kapitalistische Denkweise klammert aber alle möglichen anderen Aspekte wie Energieaufwand, nicht sinnvolle Arbeitsteilung. … aus.

Pro Abo gibt es je einmal Salat – verschiedene samenfeste Sorten.
Optional ist es
– Verano, ein rötlicher Batavia, oder
– Pasha, ein roter Eichblatt-Salat

>>> Apfel-Saft der Mosterei Karmitz
Zu Saft und Mosten schreibe ich demnächst mal wieder was, sonst wiederholt sich alles 😉

>>> Pasta aus historischem Getreide von der Genossenschaft Iris
Die Sorte Mezze Penne ist aus Khorasan-Weizen hergestellt. Die meisten kennen diese Sorte als Kamut-Weizen. Auch bei Getreide gibt es verschiedene Variationen, und Vielfalt auf dem Acker erhöht auch die Vielfalt an Insekten, Kleinlebewesen, Beipflanzen …….

Variationen möglich mit:
Die Variationen ergeben sich aufgrund der unterschiedlichen Wünsche und Individualisierungen. Zum Beispiel: Wenn in einem Abo Brot enthalten sein soll, sind keine Bohnen drin.

>>> Brot aus Champagner-Roggen vom Kollektiv Backstube gebacken
Infos dazu siehe Beipackzettel März 2018 (auch online).

>>> Walnüsse vom Hof Windkind
Infos dazu siehe Beipackzettel März 2018 (auch online).

Na dann, juten Hunger,

HERBiE
für Schnittstelle

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frisches Schnittknoblauch-Pesto

(das ist ein Rezept, was ich auch noch nicht probiert habe, mir aber aus Bienenwerder empfohlen wurde!)

Den Schnittknoblauch ganz fein schneiden (nicht pürieren! wird sonst hässlich braun und eher matschig),
dann mit Salz, Pfeffer und Öl vermischen,
danach mit Tomatenmark vermischen (nicht zu viel, soll ja nach Knoblauch und Tomate schmecken und nicht nur nach Tomate).
Ein wenig ziehen lassen und sich dann am Geschmack und der schönen Farbkombination freuen 😉

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Radieschenblätter-Pesto

für etwa 6 Personen

Zutaten:
Blätter von einem Bund Radieschen, gerne mit Stiel
180ml Olivenöl
150g Sonnenblumenkerne
2-3 Zehen Knoblauch
Salz
Pfeffer
optional: etwas Zitronensaft

Radieschenblätter putzen und in dicke Streifen schneiden, Sonnenblumenkerne anrösten, Knoblauchzehen schälen. Alles zusammen mit dem Olivenöl in eine Schüssel geben und pürieren, so dass Stückchen bleiben. Mit Salz, Pfeffer und Olivenöl abschmecken und mit Olivenöl garnieren.
Statt Radieschenblätter eignen sich auch sehr gut Kohlrabiblätter.

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