November 2017

Ihr seht hier den Beipackzettel der November-Kiste 2017 des Bio-Div-Abos:

>>> Kürbis ‚Sweet Dumpling‘ von Ludwig aus Börnecke
>>> Kartoffel-Mix vom Hofkollektiv Bienenwerder
>>> Sellerie von Ludwig aus Börnecke
>>> Karotten vom Hofkollektiv Bienenwerder
>>> Pasta von der Genossenschaft Iris
>>> Apfel-Rote Bete-Saft der Mosterei Karmitz

Variationen möglich mit
>>> Brot aus Emmer-Getreide vom Kollektiv Backstube gebacken
>>> Apfel-Saft von der Mosterei Karmitz
>>> kleiner Kürbis ‚Bischofsmütze‘ von Ludwig aus Börnecke

Die jeweilige Zusammensetzung variiert, der Warenwert ist
immer ca. 18 € (Variationen nötig und möglich, u.a. wegen den
angegeben Einschränkungen, bzw. individuellen Wünschen)

Das Abo besteht wie immer aus gentechnikfreien Lebensmitteln, die u.a. aus samenfestem Saatgut gezogen wurden, bzw. aus Misch-Saft aus regionalen Äpfeln und aus fair gehandelten Zutaten, die groß-teils in solidar-ökonomischen Strukturen verarbeitet wurden.

Vielleicht habt ihr auch letzte Woche die Zeitungsartikel gelesen, in denen von Regionen in Deutschland geschrieben wurde, in denen 90% der Apfelernte ausgefallen ist. Ich wollte wie letztes Jahr Saft mosten.Die Mosterei, mit der ich letztes Jahr zusammen gearbeitet habe, hat dieses Jahr beschlossen, nicht mehr auf zu machen, nachdem an den beiden ersten offenen Tagen so gut wie keine*r gekommen ist, um Äpfel abzugeben. Auch ein anderer, der mit seiner mobilen Mostanlage die letzten Jahre an diversen Orten gemostet hat, macht dieses Jahr Schmalspurbetrieb. Aber entgegen der eigenen Prognose, dass es dieses Jahr keinen Schnittstellenapfelsaft gibt, hatten wir Glück und haben einiges an Äpfeln gefunden! Das heißt, trotz insgesamt schlechter Ernte gibt es regionalen Apfelsaft der Schnittstelle! Da der Moster, der dieses Jahr den Saft gemostet hat, aber nur Bag in Box abfüllt, gibt es den nicht im Abo, sonst wäre da ja fast kein Platz mehr für Gemüse. Wenn ihr an regionalem Saft Interesse habt, müsst ihr ihn als Zusatz nehmen.
Im Abo gab es letztes Jahr eine Flasche Apfel-Birnen-Saft. Birnen gab es an den Stellen, wo wir 2016 geerntet hatten, gar keine! Deswegen gibt es den leckeren Saft erst nächstes Jahr wieder – hoffentlich.

Um zur Kiste bzw. zur Idee dahinter, Sachen rund um Diversität zu erklären, zurück zu kommen: Ich habe mich gefragt, ob eine größere Diversität bei Apfelsorten die Wetterkapriolen vielleicht ein wenig ausgleichen hätte können. Ein Grund für die geringe Ernte waren ja hauptsächlich niedrige Temperaturen im Frühling. So sind einerseits Blüten erfroren und anderswo war es Bienen zu kühl zum Ausschwärmen und so wurden die Blüten nicht bestäubt. Beim Suchen nach Apfelbäumen mit Äpfeln dran habe ich festgestellt, dass es immer wieder Bäume gab, die ziemlich voll hingen. Das kann an kleinklimatischen Bedingungen hängen, z.B. daran, dass der Standort des Baumes in einer relativ frostgeschützen Lage war. Das sind erst mal Fragen und Beobachtungen, aber in den Artikeln habe ich dazu keine Informationen gefunden.
Ich bleibe weiter an dem Thema dran, wie Diversität in Zusammenhang mit dem Klimawandel gesehen werden kann/muss.

Zum Inhalt der Kiste:
>>> Kürbis ‚Sweet Dumpling‘ von Ludwig aus Börnecke
Herbstzeit = Kürbiszeit, und die enorme Vielfalt bei Kürbissen beeindruckt. Diesen Monat mit der Sorte ‚Sweet Dumpling‘. In der Sortenbeschreibung heißt es: ‚Kleiner, runder, sehr ansprechend aussehender Zierkürbis, der zum Verzehr geeignet ist. Starkwachsende rankende Pflanzen. Die Frucht hat eine cremeweiße Grundfarbe mit grünen Rippenstreifen. Durchschnittsgewicht ca. 500 – 600 g; 3 – 4 Monate lagerfähig. Das orange Fruchtfleisch ist mit seinem kastanienähnlichen Aroma sehr wohlschmeckend. Besonders lecker mit Schale gedünstet‘.
In weiteren Beschreibungen geht es dann um die Nutzung, z.B. dass er nicht geschält werden muss. Der Kürbis kann roh, beispielsweise im Salat, gegessen werden. Er lässt sich zudem wunderbar braten oder backen. Das Fruchtfleisch kann hervorragend wie Bratkartoffeln zubereitet werden. Auch als Füllung oder im Gratin macht sich der Sweet Dumpling gut. Ebenso lässt er sich gut zu Suppen oder Pürees verarbeiten.
Einkauf und Lagerung: Wie auch andere Kürbisse, kann er, wenn er eine unverletzte Schale hat, in einem kühlen und trockenen Raum bei einer gleichmäßigen Temperatur von 10 °C bis 15 °C mehrere Monate gelagert werden.
Diese Sorte war schon mal im Abo. Damals war die Schale etwas hart, und er eignete sich hervorragend zum Füllen und dann Ausbacken im Ofen. Die Schale war sozusagen die mitgelieferte Auflaufform 😉
Da die Ernte nicht so groß war, gibt es leider nur jeweils einen Kürbis pro Abo.

>>> Kartoffel-Mix vom Hofkollektiv Bienenwerder
Diesmal kommt der für letzten Monat geplante Mix aus Kartoffeln in verschiedenen Farben aus Bienenwerder.
Der Mix besteht aus den Sorten Nicola (festkochend) und Blauer Schwede (blaue Schale und Fleisch, vorw. festkochend).

Aber was ist eigentlich der Unterschied zwischen fest-kochenden, vorwiegend fest-kochenden und mehlig-kochenden Kartoffeln, und welche Sorte ist für was geeignet?
Diese Unterteilung hängt von der Stärkemenge der Kartoffel ab. Je höher der Gehalt an Stärke, desto trockener, mehliger und grobkörniger ist der Geschmack. Mehlig-kochende Knollen haben einen Stärkegehalt von 16,5 %, fest-kochende Knollen dagegen haben im Durchschnitt nur einen Stärkegehalt von rund 14 %. Sie sind dadurch schnittfester und feuchter. Vorwiegend fest-kochende und fest-kochende Knollen landen heute in Deutschland am häufigsten auf dem Teller. Die mehlig-kochenden waren in der DDR beliebter.
Fest-kochende Kartoffeln sind gut für Bratkartoffeln, Kartoffelsalat, Gratins und Pellkartoffeln, weil die Knolle auch gekocht relativ schnittfest ist und feuchteres Fruchtfleisch hat als die mehlig-kochenden. Sie werden manchmal auch Salat- oder Speckkartoffeln genannt.
Vorwiegend fest-kochende Kartoffeln haben einen mittleren Stärkeanteil von ca. 15 % und sind die Kartoffeln für alle Fälle. Das mittelfeste, feinkörnige Fruchtfleisch eignet sich wunderbar für Salzkartoffeln, Bratkartoffeln, Eintöpfe, Aufläufe, Pommes und auch Stampfkartoffeln. Die Schale platzt beim Kochen nur leicht auf.
Mehlig-kochende Kartoffeln fallen nach dem Garen fast von alleine auseinander und schmecken leicht trocken. Sie sind ideal für Suppen, Kroketten, Knödel, Püree, Gnocchi und Ofenkartoffeln.

Weltweit gibt es 5000 Kartoffelsorten. In Deutschland sind zwar über 200 Sorten zugelassen, aber kommerziell werden nur eine kleine Anzahl von Sorten angebaut. Der durchschnittliche Kartoffelverbrauch je Einwohner verringerte sich in Deutschland von 70 kg im Jahr 2000 auf 57 kg im Jahr 2010. In den letzten Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren des Zweiten Weltkriegs wurden in Deutschland zahlreiche öffentliche Grünanlagen umgenutzt, um darauf statt Blumen Kartoffeln und anderes Gemüse anzubauen.
Kartoffeln finden Verwendung als Nahrungs- und Futtermittel sowie zur Herstellung von Stärke und Alkohol. Dabei werden beispielsweise in Deutschland fast 60 % der Kartoffelernte direkt als Nahrungsmittel genutzt. Etwa 30 % der Kartoffelernte wird für die Herstellung von Stärke und etwa 4 % für die Ethanolgewinnung genutzt. Von der verbleibenden Ernte fallen etwa 6 % als Saatgut und gerade mal 1,2 % als Futtermittel an.

Kommentar zu den Zahlen: Was in den Zahlen nicht beinhaltet ist, ist, wie viele der Kartoffeln nicht geerntet werden, weil sie zu klein für die Erntemaschinen sind. Außerdem werden große Mengen direkt aussortiert da zu groß, fleckige Schale, Schorf …. Die Angaben zu den aus solchen Gründen aussortierten Kartoffeln schwanken zwischen 30 und 50 %.
An Kartoffeln werden Probleme von Preiskampf, freiem Markt und weltweit ungleichen Löhnen sichtbar. Im März 2012 zum Beispiel wurden in deutschen Discountern massenhaft ägyptische Frühkartoffeln verkauft, während die Erzeugergemeinschaft aus dem Wendland auf den eingeplanten 800 tausend Zentnern Kartoffeln sitzen geblieben ist, da ihre Kartoffeln ein paar Cent teurer waren als die ägyptischen.

>>> Sellerie von Ludwig aus Börnecke
Knollensellerie wurde in Mitteleuropa schon in traditionellen Bauerngärten angebaut. Sie wurde aus einer heimischen Wildform kultiviert. Die wilde Sellerie wächst an Quellen und anderen eher feuchten Orten, wie in Meeresnähe. Wegen dem späten Erntezeitpunkt ist Knollensellerie ein klassisches Herbstgemüse. Und dank der guten Lagerfähigkeit auch ein Wintergemüse.
Die Knollensellerie im Abo hat auch noch ‚Grünes‘. Das kann als Gewürz in der Küche verwendet werden. Wem es erstmal zuviel ist: kleinkacken und trocknen oder einfrieren.
Aber was mit Sellerie machen, außer im Suppengemüse? Z.B. Sellerieschnitzel. Dazu die Knolle in Scheiben schneiden und kurz vorgaren, dann mit deiner Lieblingspanade panieren und in der Pfanne anbraten. Oder geraspelt im Waldorfsalat oder als Gemüserösti. Ein Rezept mit mehreren Zutaten aus der Kiste gibt es auch am Ende dieses Beipackzettels.

>>> Pasta vom der Genossenschaft Iris
Bei der Zutat für Pasta sieht mensch leider nicht, was da die Diversität ausmacht. Denn der fertigen Pasta in der Küche sieht man nicht an, dass die Körner auf dem Feld z.B. schwarze Grannen haben. Auch gibt es keinen Saison-Verkauf aufgrund unterschiedlicher Erntezeiten. Das macht es schwerer für Laien, einen Sinn in der Diversität zu sehen, die jedoch wichtig ist für Resistenzen gegen Krankheiten und für die regionale Anpassung an mikroklimatische Bedingungen.
Diese Pasta ist aus der Hartweizensorte Senatore Cappelli. Diese Weizenzüchtung war bis in die 60er Jahre hinein eine der, wenn nicht sogar die beliebteste Hartweizensorte Italiens. Sie zeichnet sich nämlich durch ihren intensiven Duft und Geschmack aus. Dank des vergleichsweise hohen Eiweißgehaltes ist sie außerdem ideal zum Pasta-Machen, die Nudeln bleiben fest.
Da sie aber bis zu 1,80m hoch wird, ist sie besonders anfällig für Wind/Windbruch, was das maschinelle Ernte erschwert.
Das ist auch der Grund dafür, warum diese Weizensorte in den letzten Jahrzehnten immer weniger angebaut wurde. Im Rahmen der Globalisierung und des steigenden Kostendrucks haben sich in der Landwirtschaft, nicht nur in Italien, kurzhalmige universal einsetzbare Sorten durchgesetzt. Aber die ökologische Landwirtschaft hat auch in Italien zu einer Renaissance historischer Sorten geführt, von der besonders die schmackhafte Weizensorte Senatore Cappelli profitierte.
Der Züchter Nazareno Strampelli, der u.a. Senatore Cappelli gezüchtet hat, hat im Gegensatz zu heutigen multinationalen Lebensmittelunternehmen, die ihre Samen-Neuschöpfungen patentieren, schon damals keine einzige seine Kreuzungen unter ‚Sortenschutz‘ gestellt, sondern überließ sie den Landwirt*innen zur freien Verwendung. Saatgut als Commons oder open source, wie es früher üblich war und in vielen Teilen der Welt auch heute noch praktiziert wird.

>>> Apfel-Saft der Mosterei Karmitz
Dieser Saft ist aus der Mostsaison 2016. Die Mosterei hat die letzten zwei Jahre, die sehr gut liefen, ein wenig ‚Überschuss‘ produziert, welcher dieses maue Jahr ein wenig abfedert. Es ist auch an sich so, dass sich immer wieder sehr ertragreiche Jahre mit nicht ganz so fetten Jahren abwechseln. Aber trotzdem ist das, was dieses Jahr an Ernteausfall ist, nicht innerhalb der üblichen Schwankungen.

Variationen möglich mit:
Die Variationen ergeben sich aufgrund der unterschiedlichen Wünsche und Individualisierungen. Zum Beispiel: Wenn in einem Abo Brot enthalten sein soll, ist keine Pasta drin.

>>> Brot aus Emmer-Getreide vom Kollektiv Backstube gebacken
Derzeit wird das Bio-Diversitäts-Brot aus 30% Emmer, 30% Weizen und 40% Roggensauerteig gebacken.

>>> Apfel-Saft von der Mosterei Karmitz

>>> kleiner Kürbis ‚Bischofsmütze‘ von Ludwig aus Börnecke

Na dann, einen juten Hunger,
HERBiE
für Schnittstelle

Falls Ihr Interesse an den Lebensmitteln aus dem Abo und aus dem allgemeinen Sortiment von Schnittstelle habt: Der Depotverkauf ist immer montags zwischen 15 und 19 Uhr.
Das gesamte Angebot von Schnittstelle (inkl. T-Shirts) gibt’s dann im Verkauf.
Das Depot ist in der Urbanstr. 100 (im Eingang hängt u.a. ein Schild mit der Aufschrift ‚Zum Fliegenden Theater‘. Dann in den zweiten Hinterhof gehen, ganz rechts hinten ist der Eingang mit einem grünes Schild ‚Schnittstelle‘ an der Tür.)
Bestellungen: per Tel: 0176-54392783 oder per mail: schnittstelle@jpberlin.de ; Lieferung nach Absprache möglich.
Ebenso ist es möglich, Waren aus unserem Sortiment zu der Kiste dazu zu bestellen. Einfach vor dem nächsten Abotermin anrufen oder eine E-Mail schicken.
Infos zu den Themen Landwirtschaft, Biodiversität, Solidarökonomie, Lebensmittel und den Waren findet ihr unter http://solidar-schnittstelle-berlin.de

Kartoffel-Karotten-Sellerie-Püree

Zutaten: (Beilage für 3 – 4 Personen)

12 Kartoffeln
7 Karotten
1/4 große Sellerieknolle (bzw. ganz kleine Knolle)
1 EL Haselnussöl (alternativ: Olivenöl)
optional Magarine
Salz
Pfeffer

Zubereitung:

Die Kartoffeln und Karotten schälen. Kartoffeln halbieren (größere vierteln) und die Karotten dritteln (kleine halbieren).
Das Stück Sellerie ebenfalls schälen und grob zerteilen.
Das Gemüse gemeinsam in Salzwassser garen, bis es weich genug ist, um püriert zu werden.
Einen Teil der Brühe abgießen und anderweitig verwenden.
Das Gemüse unter Zugabe von Öl oder Margarine mit einem Kartoffelstampfer zu einem sämigen Brei pürieren.
Bei Bedarf nachsalzen.

Und dazu Gemüserösti?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.